Daniel Pabst - berühmter Kunsthandwerker in den USA

Daniel Pabst
11 Juni 1826 – 15 Juli 1910
Berühmter Kunsthandwerker in den USA
Ein Echter Langensteiner

Dieser Beitrag über einen echten Langensteiner. Daniel Pabst, der 1849 über Bremen in die USA auswanderte, um dort ein berühmter Kunsthandwerker zu werden. ist in zwei Abschnitte unterteilt.

 Während der erste Teil eine Biographie aus Langensteiner Perspektive darstellt, der auf Aufzeichnung von Elfriede Bohl basiert und im März 2023 von Roswitha Kraatz und Waltraud Lauer ergänzt wurde, widmet sich der zweite Teil, der von Richard Pabst, einem Urenkel von Daniel Pabst verfasst wurde, den Arbeiten und den Erfahrungen Daniel Pabsts in Amerika

Biographie

Um 1850, in der Zeit als sich viele Menschen aus Oberhessen sich aufmachen, um in der „Neuen Welt“ ihr Glück zu suchen, ist Langenstein ein kleiner Ort in Kurhessen. Kurhessen bezeichnet damals den nach dem Untergang Napoleons gegründeten Staat im heutigen Nordhessen mit der Hauptstadt Kassel. Hier herrscht der Kurfürst von Hessen, der sein Gebiet sehr rückständig regiert.
Die Zeiten sind hart, der Kurfürst Wilhelm I., ebenso sein Sohn Wilhelm II. und sein Enkel, Friedrich Wilhelm, sind eher an ihrer eigenen Repräsentation und ihren Vorteilen interessiert als an der Entwicklung des Landes. Sie gelten in ihrer Zeit als die konservativsten und reaktionärsten Fürsten im Deutschen Bund, die sogar den Zopf für die Soldaten wieder eingeführt haben. Zwar sind die Bauern befreit, aber enge Zunftzwänge und Regeln bremsen weiter einen wirtschaftlichen Aufschwung.
Dazu kommen ständige Hungerjahre durch Missernten und schlechtes Wetter, Epidemien, die das Land befallen wie die Blattern, Cholera, Typhus, Malaria, Masern, Mumps, Diphterie, Scharlach, Röteln, Grippe und immer wieder Ausbrüche der Ruhr.
Auch politisch gärt es in Deutschland und wenn auch für Langenstein bisher kein organisiertes Aufbegehren gegen die Obrigkeit nachgewiesen ist, nimmt die allgemeine Unzufriedenheit unter der Bevölkerung zu. Erste Langensteiner verlassen den Ort und suchen sich eine bessere Zukunft in Amerika. Bereits 1834 machen sich Philipp Dietrich, Heinrich Schaefer und Heinrich Weber auf den Weg in die neue Welt.
Die Vereinigten Staaten erscheinen damals vielen als das gelobte Land, wo sie eine neue und bessere Zukunft erhoffen. In vielen Regionen entstehen Gesellschaften, wie seit 1764 die German Society in Philadelphia, zur Unterstützung der Auswanderer; sie vermitteln Informationen über die USA, über hessische und amerikanische Behörden, über Wehrpflicht, naturgeographische Bedingungen, das politische System und vieles mehr. Berichte der Deutsch-Philadelphischen Gesellschaft kommen mit den Zeitungen über die Ozeane in die hessischen Dörfer; es gibt regelmäßige Transatlantikreisen nach Fahrplan, der Strom der Nachrichten und der Auswanderer reißt nicht ab.
Seit 1831 garantiert die neue Verfassung in Kurhessen für jeden das Recht zur Auswanderung. Bis dahin war ein Verlassen des Staates strikt verboten und es herrschte sogar in Hessen-Kassel ein Werbeverbot in den Zeitungen für eine Ausreise, ebenso für Artikel mit einer positiven Berichterstattung über die Neue Welt. In Kurhessen entstehen keine eigenen Auswanderervereine, wie in anderen deutschen Staaten. Doch kann seit 1831 jeder theoretisch die Entlassung aus dem Untertanenverband beantragen, für Minderjährige übernimmt dies der Vormund. Eine Ablehnung des Gesuches durch die Behörden ist nur noch bei Militärpflichtigkeit möglich. Nach den neuen Rekrutierungsgesetzen in Kurhessen von 1832 und 1848 beginnt die Dienstpflicht für jeden Mann mit Vollendung des 20. Lebensjahres und dauert fünf Jahre; vier sind davon als aktiver Soldat, das fünfte Jahr als Teil der Reserve zu leisten. Die Dienstpflicht gilt bis zum 30. Lebensjahr. Dem Auswanderungsantrag muss der Pass beigelegt sein, erst dann erfolgt die Aushändigung der Urkunde zur Entlassung aus dem Untertanenverhältnis. Seit 1843 wird jeder Antrag auf Erteilung eines Reisepasses im Provinzialwochenblatt veröffentlicht, um mögliche Gläubiger vor dem Verschwinden ihrer Schuldner zu warnen.
Werbeanzeige aus dem Kreisblatt für die Kreise Marburg und Kirchhain
Die Organisation der Auswanderung wird zu einem lukrativen Geschäft. Agenturen entstehen, die Schiffsreisen ab Bremen und Hamburg nach Nord- und Südamerika, wie auch nach Australien vermitteln. Die Agenturen kaufen eine Konzession beim Kurhessischen Staat, um ihr Gewerbe zu betreiben; die nächst zu Langenstein gelegenen befinden sich in Marburg und Treysa. Diese werben offensiv für die Schifffahrt, verstärkt seit es die Dampfschifffahrt mit den großen Gesellschaften von Bremen und der HAPAG Lloyd aus Hamburg gibt. Für die Gesellschaft des Norddeutschen Lloyd (Bremen) bestehen zwei Niederlassungen in Marburg, in denen Schiffsreisen nach Übersee verkauft werden. Zwischen 1832-1845 wandern in der Regel Personen mit Vermögen aus, Väter mit ihren Familien, häufig erwachsene Junggesellen, die sich ein besseres Leben in Übersee erhoffen. Sie sind meist gut ausgebildet, wodurch ihre Abwanderung für Kurhessen den Verlust einer jungen, gesunden, leistungsstarken Bevölkerungsgruppe bedeutet.
Ab 1845 steigt die Zahl der Auswanderer aus Kurhessen rapide an; eine Wirtschaftskrise zwingt viele sich neu zu orientieren; die Kartoffeln wachsen schlecht, 1845 befällt die Kartoffelkrankheit viele Felder, es kommt zu Hunger- und Notzeiten. Bereits 1842 häufen sich auch Missernten beim Flachs, sodass die Leineweberei, die viele Kleinbauern im Nebenerwerb betreiben, kein Auskommen mehr bietet. Der Bau der Eisenbahn zwischen Kassel und Frankfurt seit 1840 eröffnet einerseits neue Arbeitsmöglichkeiten, aber andererseits treibt er auch die Nachfrage nach Nahrungsmitteln an. Für Brotgetreide muss ein Vielfaches bezahlt werden, was bei gleichbleibenden Löhnen zu einer Verarmung der Tagelöhner führt. Die Auswanderung wird damit auch zu einer breiten Bewegung der Armen – zunehmend verlassen Alleinstehende ohne Vermögen wie Waisen, Jugendliche unter 19 Jahren, alleinstehende Frauen, Witwen mit Kindern ihre Heimat. Nach 1845 zahlen sogar einzelne Gemeinden dafür, dass ihre Armen auswandern, wie der Ort Großzimmern bei Darmstadt. Die Bevölkerung von Kurhessen nimmt in der Zeit von 1849 bis 1858 um 33000 ab.
Einer der vielen, die sich ebenfalls aufmachen, ist Daniel Pabst, dessen Motive, ob wirtschaftlicher, persönlicher oder politischer Art, im Einzelnen nicht bekannt sind. Er wächst in einer Bauernfamilie in Langenstein auf, die im Ort vielfach versippt ist. Die Eltern, Philipp Pabst (geboren 1790, gestorben 1868) und Martha Elisabeth Röder (geboren am 08.07.1798, gestorben am 12.05.1864) heiraten am 23.01.1822. Beide stammen aus Langenstein; sie bekommen vermutlich sieben Kinder und ziehen diese in dem kleinen Ort auf. Hier lebt man von der Landwirtschaft, Ackerbau und Viehzucht. Für 1860 werden in Langenstein mit Hof Netz 638 Personen in 121 Familien gezählt. Die Jakobskirche wird durch die Pfarrei in Kirchhain versorgt, es gibt keine Poststation und keinen Eisenbahnhalt im Ort. 93 Häuser werden aufgelistet, die sich um die Kirche drängen; alle Wege sind mit Obstbäumen bestanden; Einkünfte werden aus dem Gemeindewald und den qualitativ hochwertigen Steinbrüchen bezogen.
Die Mutter, Martha Elisabeth Pabst, geborene Röder, geb. 1798, gest. 1864, stammt aus dem Hof Hintergasse 27, später Triers Hof
Daniel wird als drittes Kind 1826 geboren. Sein Taufpate ist Daniel Keßler, der zweite Sohn des Schullehrers Johann Heinrich Keßler. Dessen Familie stellt seit Generationen die Lehrer im Ort und kümmert sich um die Bildung der Dorfjugend, indem sie ihnen lesen und schreiben beibringen. Vermutlich ist die Liebe zur Poesie, die sich in Daniels Gedichten niederschlägt, durch diesen Lehrer geweckt worden.
Die Geschwister bleiben im Ort. Seine Schwester Barbara Catharina, geb. 1825 heiratet Henrich Althainz und errichtet mit ihm ein neues Wohnhaus im Familienhof, wie die Sandsteininschrift („1862 erbaut von Henrich Althainz und Ehefrau Catharina Pabst“) verrät. Die jüngere Schwester, Katharina (geb. 1832), vermählt sich mit Johann Heinrich Bohl, deren Nachfahren den Kontakt zur amerikanischen Familie ihres Bruders nicht abreißen lassen. Die jüngste Schwester, Martha Elisabeth Pabst, geboren 06.03.1836, heiratet Philipp Pabst (geboren am 31.05.1832), und bleibt auch in Langenstein, im sogenannten Zwecks Hof.
Nach der gescheiterten Revolution in Deutschland von 1848 reisen viele in die USA. Ob Daniel Pabst mit diesem Gedankengut vertraut ist, ist nicht mehr zu klären. Aber es zieht ihn als jungen Mann mit rund 22 Jahren in die Ferne. Vermutlich hat er vorher einen Teil seines Wehrdienstes geleistet in der veralteten, autoritären Armee des Kurfürsten. In seinem Dorf winken ihm keine großen Verdienstmöglichkeiten, denn der Hof geht an seinen älteren Bruder bzw. an die ältere Schwester über. Handwerklich geschickt, wie er ist, hat er sicher beim Dorfschreiner gearbeitet und sich einiges angeeignet.
Hof der Familie Phillip Pabst geb. 1790, gest. 1868), Vater von Daniel, seit ca. 1900
Hosse Hof heute Hintergasse 48
Einzahlungsbeleg für die Handwerksschule in Kirchhain an die Samtzunft von 1844,
HSTAM, Bestand 19, Nr. i 872 Handwerksschule zu Kirchhain 1839-1859
Für das Jahr 1844 ist Daniel in der Handwerkerschule in Kirchhain als Schreinerlehrling angemeldet. Die Handwerksschule in Kirchhain wird 1840 gegründet und bildet u.a. für die klassischen Handwerksberufe wie Bäcker, Metzger, Schneider, Lohgerber und Schreiner aus.
Ein Gesellenbrief lässt sich zurzeit nicht finden, ebenso fehlt ein Nachweis über die Inhalte seiner Lehrlingsausbildung. Ein Schreiner erstellt üblicherweise in der damaligen Zeit Türen, Fenster, Zäune, Stallanlagen, Särge, aber auch Möbel für die Wohnräume. Tische, Stühle, Bänke, Betten, Kisten, Schränke gehören zur klassischen Ausstattung der Häuser. Das Repertoire bleibt begrenzt, aber eine Vielzahl an Handwerkstechniken werden benötigt. Die Konkurrenz ist groß und die Erwerbsmöglichkeiten sind klein in Langenstein, weshalb sich Daniel vielleicht zur Auswanderung entschließt.
Vielleicht war der Ort Daniel Pabst zu eng und er wollte etwas Neues wagen, neue Ideen erproben, möglicherweise in einer großen Stadt. Nach seiner Ausbildung an der Handwerkerschule in Kirchhain begibt er sich als Geselle, wie seit dem Mittelalter üblich, auf die Walz. Auf dieser Wanderschaft lernt er bei neuen Meistern andere Fertigungstechniken, neue Konstruktionsweisen, Holzbehandlungsverfahren und vieles mehr kennen. Vermutlich kehrt er nach vier Jahren nach Langenstein zurück und macht sich mit drei anderen Männern aus dem Ort auf den Weg nach Bremen. Er ist nun 22 Jahre und wird begleitet von seinem Cousin Wilhelm Pabst, ebenfalls 22 Jahre alt, von Beruf Schneider, mit dem er gemeinsam konfirmiert wurde. Heinrich Rudolph, 34 Jahre und ebenfalls Schneider und der Landwirt Heinrich Schneider (27 Jahre) gehören zu der Auswandergruppe, die 1849 in die Neue Welt aufbricht. Sie besteigen in Bremen das Segelschiff Bessel und landen am 01.05.1849 in New York nach einer mindestens drei Wochen dauernden Überfahrt.
Mühselig sind die Tage auf See, neben Seekrankheit beeinträchtigt die schlechte Ernährung, der Aufenthalt in den überfüllten stickigen und stinkenden Kajüten ohne Frischluft das Leben. 30 % der Auswanderer vor 1850 erreichen in dieser Zeit nicht das ersehnte Ziel.
Daniel Pabst schafft es! Vermutlich hat er Kontakte zu ehemaligen ausgewanderten Hessen, die in der großen deutschen Gemeinschaft in Philadelphia leben. Schon seit der Gründung von Pennsylvania im 17. Jahrhundert machen sich immer wieder Deutsche auf, um hier eine neue Heimat zu finden. Zwar kommen die meisten im 18. Jahrhundert aus der Pfalz, die Palatines genannt werden, aber im 19. Jahrhundert folgen ihnen viele aus Hessen. Die Deutsche Gesellschaft von 1764 in Philadelphia besteht bis heute, Daniel Pabst wird ihr Mitglied und setzt sich ebenfalls für Auswanderer ein. Philadelphia wird zu einem Zentrum der Auswanderer aus Deutschland, in den Stadtteilen Germantown und Frankford werden zahlreiche Handwerksbetriebe gegründet und eine bedeutende Textilindustrie aufgebaut. Seit 1862 besteht in Philadelphia ein Konsulat des Kurhessischen Staates unter der Leitung von Clemens Friedrich Hagedorn. Das Klima in Philadelphia ähnelt dem in Süddeutschland, bereits seit 1840 wird hier deutsches Bier gebraut, wird Wein gekeltert und Branntwein erzeugt.
Netzwerke helfen den Ankommenden, Daniel Pabst wird ein erfolgreicher Geschäftsmann (vgl. dazu Abschnitt II von Richard Pabst). Im Juni 1850 heiratet er in Philadelphia Helena Salina Gross (1831-1912), mit der er sieben Kinder hat, von denen nur zwei Töchter und ein Junge überleben. Sein Sohn William steigt in das Geschäft mit ein.
1854, bereits fünf Jahre nach seiner Ankunft in Philadelphia, gründet Daniel Pabst mit einem Kompagnon (Krauss) eine Möbelmanufaktur in Nr. 269, South Fifth Street, die er später alleine weiterführt. In der Beschreibung der Firma aus dem Jahr 1886 werden 25 Facharbeiter als Angestellte genannt, die die Entwürfe des Chefs für Möbel, Dekorationsstücke und Kirchenausstattungen umsetzen. In dieser Möbelfabrik entstehen kunsthandwerklich eindrucksvolle und hochwertige Möbel. Entsprechend dem Zeitgeschmack gestaltet er historistische Möbel, die durch ihre massiven Formen und Einlegearbeiten beeindrucken. Berühmt ist seine Zusammenarbeit mit dem Architekten und Designer Frank Furness, mit dem er gemeinsam Salonwagen für die großen Eisenbahngesellschaften der Zeit ausstattet. Man bestellt in seiner Fabrik ganze Wohnungseinrichtungen, um zu repräsentieren.
Horace Howard Furness Schreibtisch (1870-1871),
Philadelphia Museum of Art

Berühmte Politiker zählen zu seinen Kunden und Auftraggebern, wie die Familie Theodor Roosevelts, Vater des späteren Präsidenten. In 1977 erscheint eine Biographie von David Hanks und Page Talbott in den USA, die sein Lebenswerk vorstellt; auf diese bezieht sich der Wikipedia Artikel (Zugriff am 06.04.2023).
Im Museum of Art, Philadelphia, im Museum of Fine Arts in Boston, im Brooklyn Museum, im Cleveland Museum of Art, und vielen anderen Museen werden einige seiner berühmten Möbel aufbewahrt.

Sein beruflicher Erfolg in den USA ist beeindruckend, trotzdem vergisst er nicht seine hessischen Wurzeln und beschreibt in mehreren Gedichten seinen Heimatort aus der Erinnerung. Aus dem Jahre 1887, als Langenstein längst preußisch und seit 1871 Teil des Deutschen Kaiserreiches geworden war, stammt „An die alte Kirche zu Langenstein“ und aus dem Jahr 1888 „Rundgang durch die alte Heimat Langenstein“.

Rundgang durch die alte Heimath Langenstein

Was seh` ich von der Burg im Frühling so schön?
Das heimathliche Dorf, zwischen Apfelbäumen steh`n.
Der Stiegelberg so grün und Vogelgesang,
Erschallet melodisch, der Wanne entlang.
Die Hute als Ballplatz, wie reizend der Blick,
Erinnert gar mächtig die Knabenzeit zurück.

Was seh` ich da drüben im Sonnenlicht?
Das Haus meiner Eltern; Nein! Das ist es nicht;
Das dortige ein Neues, scheint öde und leer
Das Alte das Traute, das seh ich nicht mehr.
Die Gärten, die Bäume: O! wonniger Blick!
Sie rufen als Freunde, die Jugend zurück.

Das alt` Schulhaus ich seh mit Reben umrankt,
Dahinter der Garten in Blumen schön prangt.
Da wirkte und lehrte, ein Lehrer der That,
Die Erndte bezeuget, die herrliche Saat.
Der Name Keßler für immer die Herzen entzückt
Sein Werk bleib`t ewig als Denkmal zurück.

Nun Adje liebe Burg, ich werde jetzt geh`n,
Um die andere Seite des Dorfes zu seh`n.
Die Wanne, der Hohlweg, den Steinweg entlang
Da seh ich die Linde, höre Kirchengesang,
Auch seh ich die Gräber, der Seligen im Blick,
Sie rufen wehmüthige Gefühle zurück.

Nun schreite ich weiter, schau` hin und schau` her,
Viel` bekannte Gesichter, die seh` ich nicht mehr.
Zum Brunnen Prinzhäuser, nun will ich noch geh`n,
Und trinken sein Wasser beim Wiederseh`n.
Der Rundgang war reizend, die Luft auch so mild,
Doch ach! Es war nur ein – „Gedankenbild“.

Daniel Pabst, Philadelphia, März 1888 (Beibehaltung der Rechtschreibung)

Er hält die Verbindung mit seiner Familie, schickt u.a. einen Gedichtband von Ludwig Uhland, der 1872 in den USA gedruckt wird, an seinen Neffen Conrad Bohl mit Widmung. Dieser ist der Urgroßvater von Hartmut Bohl, der die Bücher und Gedichte bis heute in Ehren hält. Einzelne Briefe von Daniel Pabst sind nicht erhalten, aber man kann sich vorstellen, dass er an die Verwandtschaft schreibt, mit dem Ziel, diese zur Auswanderung zu bewegen.
In Briefen eines Auswanderers aus Wolfhagen vom 25.11.1850 aus Philadelphia, die hier als Beispiel dienen, wird beschrieben, dass die Aussichten für Schreiner gut seien, aber „alles wird in der halben Zeit verfertigt gegen Deutschland…“; weiter sei es sinnvoll, Werkzeug in die USA mitzubringen. Dieser Briefeschreiber stellt Informationen zur politischen und wirtschaftlichen Lage in den USA zusammen, nennt als Vorteile höhere Löhne, ein sicheres gutes Auskommen und den Bestand von Gesellschaften, einer Art Versicherungen für Notfälle. Die politische Lage wird positiv gesehen: Es gibt 30 Staaten, mit je einem gewählten Gouverneur an der Spitze , die Möglichkeit zum Erwerb des Bürgerrechts nach fünf Jahren im Land gegen einen geringen Preis von zwei Dollar für Ausländer, die Gleichwertigkeit der Stimmen von jedem Bürger in Wahlen, alle vier Jahre eine Wahl des Präsidenten, ein Zwei-Parteien-System der Demokraten und Republikaner, eine Selbstregierung des Volkes und die Wahl der Beamten durch das Volk. Vielleicht hat Daniel Pabst in ähnlicher Weise seine deutschen Landsleute informiert. Eine Druckerei im Ort veröffentlicht deutsche Literatur, die als Geschenk wieder in der Heimat landet.

1896 zieht sich Daniel Pabst aus seiner Firma zurück, widmet sich aber weiter seinem Kunsthandwerk und erstellt kostbare Einzelstücke für Freunde und Familienmitglieder. Am 15.Juli 1910 stirbt er in Philadelphia. Er gilt als der bedeutendste Tischler im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts seiner Stadt. Schon in den 1930er Jahren wird sein Werk kunstgeschichtlich aufgearbeitet. 1980 erscheint eine informative Auseinandersetzung mit seinem Werk von David Hanks (Hanks, David (1982). „Daniel Pabst“. Nineteenth Century Furniture : Innovation, Revival, and Reform. New York, N.Y: Art & Antiques). In neuerer Zeit (2008) setzte sich das Philadelphia Museum of Art in einem Workshop in 2008 mit seinem Werk auseinander.

Sein Urenkel, Richard Pabst, erforscht das Leben seines Ahnen in Museen und Archiven. Sein Ziel ist es, eine Gesamtwerkschau all der bekannten und bisher unbekannten Werke seines Urgroßvaters zu erarbeiten. Der Bauernsohn aus Langenstein soll als Gründer und Gestalter des Möbelkunsthandwerks gewürdigt werden, denn auf ihn geht eine Tradition des Kunsthandwerks in Philadelphia zurück, die bis heute die Nachwelt anregt und erstaunt.

Quellen:

  1. Auswanderung aus Hessen. Ausstellung der Hessischen Staatsarchive zum Hessentag 1984 in Lampertheim (Wiss. Bearbeitung Inge Auerbach, Jürgen Rainer Wolf, Winfried Schüler, Marburg 1984
  2. Baas, Friedrich-Karl. Briefe aus Philadelphia. Ein Beitrag zur Geschichte kurhessischer Auswanderer nach Nordamerika. In: Jahrbuch 76, Landkreis Kassel, S. 90-98
  3. Auerbach, Inge. Auswanderung aus Kurhessen. Nach Osten oder Westen? Marburg 1993, Schriften des Hessischen Staatsarchivs Marburg
  4. Günther, Kurt. Beiträge zum Problem der kurhessischen Auswanderung im 18. und 19. Jahrhundert, insbesondere nach Nordamerika. In: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Bd. 75/76, 1964/65, S. 489-537
  5. Der große Aufbruch. Studien zur Amerikaauswanderung. Hrsg. Peter Assion. Hessische Blätter für Volks- und Kulturforschung. Bd. 17. Marburg 1985
  6. Quellen im Staatsarchiv Marburg:
    HStAM, Bestand 19, Nr. i 872 Handwerksschule zu Kirchhain 1839-1859
    HStAM, Bestand 16, Nr. 8650 Schreinerzünfte in der Provinz Oberhessen 1822-1854

Arbeiten und Erfahrungen von Daniel in Amerika

Daniel Pabst kam am 1. Mai 1849 aus Bremen (Deutschland) an Bord des 652 Tonnen schweren Bark-Schiffs Bessel in New York City an. Er war 22 Jahre alt, bald wird er 23.
Er machte die Reise mit seinem Cousin William Pabst (ebenfalls 22) und zwei weiteren Männern aus Langenstein: H. Schneider (27) und J. Rudolph (34). (Die Schreibweise der beiden Namen ist möglicherweise nicht genau.)
Aus der Passagierliste von Bessel geht hervor, dass alle vier Passagiere aus Langenstein nach Philadelphia reisen wollten.
Daniels Beruf wurde als Tischler angegeben, und William war als Schneider aufgeführt. Daniel führte einen Koffer und eine Truhe mit sich, William einen Koffer und eine weitere Reisetasche. (Schneider war als Landwirt aufgeführt und Rudolph ebenfalls als Schneider).
Unmittelbar nach seiner Ankunft machte sich Daniel auf den Weg nach Philadelphia. In Philadelphia lebten viele Deutsche, die auch Tischler waren, und fünf Jahre lang arbeitete Daniel bei einem von ihnen als Geselle; der Name der Firma, in der er arbeitete, ist zu diesem Zeitpunkt unbekannt.
Im Jahr 1854 eröffnete Pabst seine erste Manufaktur in der 222 South Fourth Street, und später, im Jahr 1870, verlegte er das Geschäft in die 269 South Fifth Street. Dort arbeitete er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1896. Er und seine Frau Helena (Gross) Pabst (1829-1912) wohnten in der 264 South Fifth Street, ganz in der Nähe des zweiten Manufakturladens. Gemeinsam hatten sie sieben Kinder, von denen jedoch nur drei das Erwachsenenalter erreichten: Emma, Laura und William. Heute ist die Abstammung der Familie von Emma (Pabst) Reisser und William Pabst nachgewiesen. Laura war Musiklehrerin und es ist nicht bekannt ob sie heiratete.
Bald nach seiner Ankunft in den Vereinigten Staaten unterzeichnete Daniel am 24. April 1854 seine Absichtserklärung Staatsbürger zu werden. Nachdem er alle Voraussetzungen erfüllt hatte, leistete er am 14. Oktober 1857 den „Eid der Treue“.
Als Pabst 1854 sein erstes Geschäft eröffnete, war der Stil des Renaissance-Revivals noch sehr beliebt. Seine Schulausbildung in Deutschland (1840-44), gefolgt von einer fünfjährigen Lehre, bereitete ihn gut vor, und schon bald standen Kunden aus den wohlhabenden Familien Philadelphias vor seiner Tür Schlange, um ein von Pabst entworfenes Möbelstück zu kaufen.
Bald nach seiner Ankunft in Amerika lernte er seine zukünftige Frau Helena „Salina“ Gross kennen. Bevor sie heirateten, fertigte Daniel Salina anlässlich seines Geburtstags 1850 ein Nähkästchen mit zwei Blumenbildern und Inschriften an.
Diese Schachtel ist das erste dokumentierte Werk, das Pabst in Amerika anfertigte. Im Inneren der Schachtel ist eine Inschrift zu seinem Geburtstag zu lesen und eine zweite, ebenfalls umgeben von einem Blumenstrauß, lautet: „Remember me Salina Gross, 1850“.
Auf den Stücken, die er für die Familie anfertigte, fügte er häufig eine Inschrift hinzu, z. B. den Namen des Kindes oder das Datum, und häufig auch ein Gemälde.
Das Nähkästchen ist aus Nussbaum, genopptem Nussbaumfurnier und Ahornholz gefertigt. Die Verwendung von Noppenfurnieren und kontrastierenden Hölzern war eine Designkomposition der Kontraste, die Pabst während seiner gesamten Karriere verwenden sollte und die ihn später von anderen Tischlern der Zeit unterschied.
Über seine Gesellenzeit zwischen 1849 und 1854 und mit wem er zusammenarbeitete, ist wenig bekannt.
Pabst und seine amerikanischen Konkurrenten ließen sich zunächst von den europäischen Trends des Renaissance-Revivals inspirieren. Stark geschnitzte Stücke mit figürlichen Darstellungen von Menschen, Tieren, Reben, und Blumen waren beliebt und wurden oft mit durchbrochenen Schnitzereien versehen. Die Anrichte für das Esszimmer war beliebt, weil sie alle diese Elemente aufwies.
Pabsts Lieblingsholz war Nussbaum, das er meist als Grundholz für seine Schnitzereien verwendete. Bemerkenswert ist auch, dass er dieses Holz sogar im Inneren der Schubladen verwendete, wo andere Tischler Sekundärhölzer wie Pappel einsetzten. Pabst legte während seiner gesamten Laufbahn großen Wert auf die Qualität seiner handwerklichen Arbeit. Seine künstlerischen Entwürfe waren gut durchdacht und wiesen hervorragende Proportionen auf. Um große Stücke interessant zu gestalten, verwendete Pabst Furniere als Kontrast. Ein häufiges Element in seinen Werken waren stolze Greifen (hier auf beiden Seiten der Schranktüren) mit muskulösen Gesichtern und großen Tatzenfüßen.
Pabst schuf auch vereinfachte Versionen, die sich durch eine zurückhaltende Gestaltung und eine stärkere Verwendung linearer und geometrischer Passagen auszeichneten, gleichzeitig aber die für den Renaissance-Revival-Stil typische Symmetrie beibehielten. Diese Anrichte befindet sich im Philadelphia Museum of Art und wird im Bulletin des Museums über Daniel Pabst (1977, von David Hanks und Page Talbott) vorgestellt. Die Anrichte wurde dem Museum von der bekannten Familie Lea aus Philadelphia geschenkt.
Pabst stellte ein ähnliches Sideboard, für das es kein Foto gibt, 1876 bei der Philadelphia Centennial (Feier des 100. Jahrestages der amerikanischen Unabhängigkeit) aus; er gewann eine Medaille für seinen Beitrag. Pabst entwarf und fertigte auch die Ausstellungspavillons für andere Teilnehmer an der Hundertjahrfeier.
Um 1868 lernte Daniel Pabst den Architekten Frank Furness kennen. Durch diese Verbindung blühte Pabsts Schaffen auf und veranlasste ihn, 1870 an den neuen und größeren Standort in der 269 South Fifth Street zu ziehen. Beide Männer wurden durch den Englischen Reformstil der Modernen Gotik beeinflusst. Bruce Talbert, Christopher Dresser und Charles Eastlake dominierten um 1870 das Design und beeinflussten die Ästhetische Bewegung in Amerika und Europa stark.
Frank Furness und Daniel Pabst hatten einige bemerkenswerte Kunden. Dazu gehörten Theodore Roosevelt Sr. (der Vater des Präsidenten, für das neue Haus der Familie in New York) und Bloomfield Moore für sein berühmtes Haus in Philadelphia. Pabst tat sich auch mit dem Architekten Charles Clinton zusammen, um das Haus von John Bond Trevor in Yonkers, NY, zu entwerfen und zu bauen, das als Glenview bekannt ist und heute das Hudson River Museum beherbergt.
Die Neugotik war der Beginn vieler Veränderungen in der dekorativen Kunstgestaltung. Pabst bewegte sich schnell und übernahm die neuen Entwürfe in seine Arbeit, schneller als die meisten seiner Zeitgenossen. Er und Furness wurden sowohl für ihre gemeinsame Arbeit als auch für ihre individuellen Werke bekannt.
Das Esszimmer von Theodore Roosevelt Sr. in der 6 West Fifty-seventh Street in New York spiegelt den starken Geschmack der Modernen Gotik wider.
Gleichzeitig ist der Pelikan, der einen Frosch verschlingt, auf dem Bein des Esstisches (heute im High Museum, Atlanta, Georgia, USA) in Vollrelief ausgeführt. Intaglio-, Kameen- und Ritzschnitzereien wurden bei diesem Auftrag ebenfalls verwendet.
Ein Großteil der Möbel aus dem Roosevelt-Haus in New York City gelangte in das Sommerhaus von Präsident Roosevelt, Sagamore Hill, in Oyster Bay, Long Island, New York. Heute ist das Haus ein Museum, das vom Staat New York unterhalten wird, und Besucher sind willkommen.
Dies ist das Bett von Theodore Roosevelt Sr. in New York und später das Bett von Präsident Theodore Roosevelt in Sagamore Hill. Das Bett scheint aus weißem Nussbaum, auch Butternut genannt, gefertigt zu sein; es ist heller als amerikanischer Schwarznussbaum und wird wegen seiner hellen, warmen Patina oft in Schlafzimmern verwendet.
Die Anrichte von Pabst (siehe unten) hat ebenfalls die Form der Modernen Gotik, allerdings mit vollfigürlich geschnitzte Löwenköpfe und zwei kameengeschnitzten Paneelen, die die Geschichte von Äsops Fabel „Fuchs und Kranich“ im Flachrelief darstellen. Dabei handelt es sich nicht um aufgelegte Figuren auf einem flachen Stück Holz. Stattdessen sind die Tafeln aus massivem Holz, und die Kameenschnitzerei stellt den Fuchs und den Kranich vor einem gesprenkelten Hintergrund dar. Pabst verwendete dieses Thema, Fuchs und Kranich, auf mehreren verschiedenen Anrichten und Schränken. Amerikanischer Schwarznussbaum, mit Messinggriffe.
Er verwendete Äsops Fabel auch für einen Weinschrank, der sowohl den Stil und die Technik der Renaissance-Revival- als auch der Modernen Gotik widerspiegelt. Der Kopf des Bacchus auf dem Giebel ist als tiefes Relief ausgeführt, ebenso wie die beiden Kraniche an den Ecken und der Schubladenzug mit Löwenkopf. Die Szene auf der unteren Tür ist nicht als Kamee, sondern als Stichtiefdruck ausgeführt. Hierfür wurde eine Furnierplatte aus Satinholz auf massives Nussbaumholz geklebt und die Figuren durch das Furnier hindurch in das Nussbaumholz geschnitzt.
Die Schublade mit dem Löwenkopf ist aus massivem, genopptem Nussbaumholz. Das Satinholz an der Haupttür und direkt unter Bacchus stammt aus Asien oder der Karibik.
Dieser Schrank unterstreicht Pabsts Design-Genie, drei verschiedene Primärhölzer zu verwenden, um einen starken Kontrast zu erzielen, der die Kunst stark in den Mittelpunkt rückt. Alles ist in natürlichem Holz ohne Anstrich, Metalle usw. ausgeführt.
Dieser Modern-Gotische Bibliothekstisch und -stuhl spiegelt den starken Einfluss von Frank Furness wider, mit starken architektonischen Formen und Details. Pabst fertigte mehrere dieser Tische an, die sich alle ein wenig unterscheiden; auch die Stühle sind seltene Funde. Heute sind sie sehr begehrt, weil sie die enge Zusammenarbeit zwischen Furness und Pabst widerspiegeln. Die Abkehr vom Renaissance-Revival ist unübersehbar, und auch wenn die Moderne Bewegung noch nicht da ist, so ist es doch ein Schritt in diese Richtung.
Der Schreibtisch ist aus Nussbaum mit einem genoppten Furnier aus Weißnuss (Butternuss) an den Schubladen und den Enden. Die Schubladengriffe mit Löwenkopf wurden bei vielen Möbeln von Pabst verwendet, und ihre tief geschnitzten muskulösen Gesichter waren ein Markenzeichen.
Viele der von Pabst entworfenen und gefertigten Stücke gehören zu den besten in Philadelphia in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und zweifellos werden bei den Recherchen zu dem Buch über Daniel Pabst noch weitere entdeckt werden. Bislang gibt es zwei seiner Werke, die sich in jeder Hinsicht als herausragende Arbeiten erweisen. Bei dem einen handelt es sich um einen hohen Schrank im Metropolitan Museum of Art in New York, bei dem anderen um den vielleicht höchsten und besten Kaminsims der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der sich in einem Weinverkostungsraum in einem Kalifornischen Weingut befindet.
Metropolitan Museum of Art (Das MET): Kabinett, von Daniel Pabst.
Nussbaum, Ahorn, Weißkiefer und umlaufend bemaltes Glas, um 1880.
Höhe: 243,8 cm, Breite: 106,7 cm, Tiefe: 50,8 cm
Dieses Buch von 1986 begleitete die Ausstellung über die Ästhetische Bewegung und zeigt den oben abgebildeten Schrank von Daniel Pabst auf dem Cover.
Dieser Modern-Gotische Schrank demonstriert in hervorragender Weise den Einfluss der britischen Reformtheorie auf das amerikanische Design des späten 19. Jahrhunderts. In Form und Dekoration ist der Schrank dem britischen Architekten Bruce Talbert (1838-81) zu verdanken. Der Einfluss des Philadelphia-Architekten Frank Furness (1839-1912) ist ebenfalls offensichtlich: Mit seiner schmalen, vertikalen Form und dem schrägen, schindelgedeckten „Dach“ ähnelt der Schrank stark einigen seiner Gebäude aus den 1870er Jahren. Die umgedrehten, gerippten Glasscheiben gehören zu einem Typus, den Furness ab 1876 in seinen Gebäuden verwendete, und das stilisierte Blumenmotiv erinnert an geometrische Pflanzenformen in den Entwürfen von Christopher Dresser (1834-1904), einem führenden britischen Ornamentisten, dessen Musterbücher sehr bekannt waren.
2007, MET, Wigmore Galerie, 743
Urenkel von Daniel Pabst:
William Pabst (1940), links.
Richard Pabst (1944), rechts.
Der Kaminsims von Clara Jessup-Moore:
Frank Furness als Designer und Daniel Pabst als Hersteller.
Berghold-Weingüter, Lodi, CA. Eigentümer: Joe und Kay Berghold.
Amerikanischer Schwarznussbaum, Öl- und Wasservergoldung,
versilbertes Glas. Höhe: 460cm, Breite: 213,5cm, Tiefe: 75cm
Der Jessup-Moore Kaminsims ist das aufwändigste und beeindruckendste erhaltene Werk, das den beiden Meistern Furness und Pabst zugeschrieben wird, die zusammenarbeiteten. Es ist eines der bedeutendsten Beispiele des Amerikanischen Kunstgewerbes der Ästhetischen Bewegung.
Der Biograf Michael Lewis schrieb über Furness: Frank Furness schuf die aggressivsten und auffälligsten Gebäude, die je in den Vereinigten Staaten zu sehen waren, indem er den Französischen Klassizismus, das Englische Mittelalter und den Transzendentalismus Neuenglands miteinander verband.
Das Wunderbare an diesem Kaminsims ist, dass er all diese scheinbar unterschiedlichen Einflüsse in einer einzigen überschwänglichen und architektonischen Meisterleistung vereint. Kein anderer Kaminsims des Amerikanischen Gilded Age kann sich in puncto kreativer Genialität mit ihm messen.
Der Kaminsims war über 60 Jahre lang verschollen, wurde dann auf einer Farm in Pennsylvania wiedergefunden und nach umfangreichen Untersuchungen und Konservierungsarbeiten historisch korrekt wiederhergestellt. Die Vergoldung hat mit wenigen Verlusten überlebt!

Nachwort

Daniel und sein Sohn William arbeiteten in den frühen 1890er Jahren mehrere Jahre lang gemeinsam in dem Geschäft. William war im Philadelphia Business Directory als Teil der Firma aufgeführt.
Zu dieser Zeit wurden in Amerika elektrische Maschinen für die Produktion in vielen Geschäften in Philadelphia und New York, aber auch in den Staaten des Mittleren Westens wichtig. Die Herstellung von Möbeln wurde immer billiger, und handgefertigte Möbel wurden teurer und weniger gefragt.
Daniel und William diskutierten oft darüber, ob William das Geschäft übernehmen und die Tradition fortsetzen sollte. William sah das anders und glaubte, dass das Geschäft mit handgefertigten Möbeln dem Untergang geweiht war. Um 1894-95 verließen William und seine Familie Philadelphia und zogen nach Albany, New York. Dort eröffnete er die ersten beiden Supermärkte für Lebensmittel. Sie waren sehr profitabel und er konnte gut davon leben.
Daniel gab nicht auf und schrieb seinem Sohn Briefe, in denen er ihn bat, nach Philadelphia zurückzukehren und das Geschäft weiterzuführen. Als William die Möbeltischlerei verließ, war er ein versierter Designer und Schnitzer, der bei seinem Vater und anderen Handwerksmeistern der Firma gelernt hatte. William kehrte jedoch nie in die Firma zurück, und schließlich schloss Daniel Pabst die Manufaktur im Jahr 1896.
Daniel Pabst entwarf und schnitzte weiterhin Möbel für Familie, Freunde und einige Ausstellungen. Er reichte einen Schreibtisch für die Ausstellung auf der Weltausstellung 1904 in St. Louis, MO, ein. Von diesem Schreibtisch wurde kein Bild gefunden.
Außerdem fertigte er bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1910 Holzlöffel für den Ehrenmann an, der seinen Abschluss an der Universität von Pennsylvania machte. Diese Tradition begann im Jahr 1860, und der 51. Löffel war sein letzter.
Die Löffel waren etwa 61 cm lang und kunstvoll geschnitzt. Die Löffel waren aus schwarzem Amerikanischem Nussbaumholz gefertigt und trugen eine silberne Plakette mit dem eingravierten Namen des Ehrenschülers.
Auf der Werkstattzeichnung des 51. Löffels (links) unterschrieb er unten rechts: „Daniel Pabst Designer, March 10, 1910, Philada“. Mit Bleistift schrieb er außerdem links neben die Löffelzeichnung: „Fifty first spoon and farewell soon. March 10, 1910.“

In Daniel Pabsts eigenen Worten

Interview, 11. Juni 1910, The Evening Bulletin, einen Monat vor Daniel Pabsts Tod, mit Kommentaren von Richard Pabst (2023)

Nachdem ich achtzehn Jahre alt war, hatte ich die nötige Ausbildung… ich musste nur lernen was die Leute wollten. War es ein großer Kaminsims für einen Salon? Dann habe ich ihn auf den Schultern von gepanzerten Rittern aufgerichtet oder ihn in den Klauen von zwei fantastischen Greifen gehalten. War es etwas Zartes aus Holz, das eine schöne Tafel abgeben sollte? Dann ließ ich die Hunde den Hirsch jagen und meißelte jedes Blatt des Waldes mit größter Sorgfalt. Oder schöne Decken, mit wundersamen Maßwerken; feine solide alte Möbel, die nicht aus dem Leim gehen wie euer modernes Maschinenzeug.

(Anmerkung von RP: Daniel erzählte dem Reporter, dass er vier Jahre lang eine „Regierungsschule“ besuchte. Er sagte auch: Ich hatte die ganze notwendige Ausbildung, nachdem ich 18 war.

Er fügte auch hinzu, dass er nach der Schule noch 4-5 Jahre durch Deutschland reiste [für seine Ausbildung], bevor er nach Amerika ausreiste.

Zusammenfassung. Da er mit 22 Jahren in den USA ankam, nur einen Monat bevor er 23 Jahre alt wurde, bedeutet dies, dass er mit 14 Jahren in die staatliche Schule eintrat, mit 18 Jahren (1844) seinen Abschluss machte und dann fünf Jahre langwährend seiner Ausbildung reiste, bis er 1849 nach Amerika ging).

Die Leute sagten, sie brauchten nicht nach Paris zu fahren, um wunderbare Möbel zu bekommen; sie waren direkt hier im Kopf von Pabst. Es war, wie ich Ihnen schon sagte, ich war ein Möbelkünstler.

(Anmerkung von RP: Pabst sah sich selbst immer als Künstler, genauso wie er sich als Möbel- und Kunsttischler sah. Das war bei vielen anderen deutschen Möbeltischlern in Philadelphia zu dieser Zeit nicht der Fall, die mehr Handwerker als Künstler waren.)

Aber es muss in einem selbst liegen, schöne Möbel zu machen, genau wie Poesie, denn Sie wissen, dass ich auch Gedichte geschrieben habe. Ich habe ganz Deutschland mitgebracht, vor meinem inneren Auge. Die hohen Türme von Köln, die Wunder von Frankfurt am Main, die alten grauen Schlösser, die in der Luft am Rhein thronen – sie alle waren Teil meiner Arbeit.
Geboren wurde ich in Langenstein, einem kleinen Dorf in der Nähe von Marburg, in Hessen. Nach den damaligen Gesetzen musste ein Mann, der einen Beruf ausübte, für immer in seinem eigenen Dorf bleiben, und wo war da Platz für mich, in dieser kleinen Stadt? So reiste ich zuerst in Deutschland, und dann kam ich nach Amerika, wo ich sterben werde.
Ich bin jetzt alt, die Kraft ist fast weg, und die Arbeit scheint so hart. Ach Himmel, wie schade, dass der Körper sich abnutzen muss, während der Geist noch jung ist. (Der Reporter sagte, er habe nach diesen Worten „geseufzt.“)

Ausgewählte Bibliographie

Berghold, Joe, Pabst, Richard W., und Parker, David Scott, ausgewählte Fotos und Dateien und schriftliches Material.

Thomas, George E., Lewis, Michael J., Cohen, Jeffrey A., Frank Furness, The Complete Works (Revised Edition), 1996.

Metropolitan Museum of Art, New York, Fotos und Text von Daniel Pabst, Cabinet, https://images.metmuseum.org/CRDImages/ad/original/DT180.jpg

Metropolitan Museum of Art, New York, In Pursuit of Beauty, Americans and the Aesthetic Movement, 1986, Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung.

National Archives, Vereinigte Staaten, Washington, DC, Bessel: Schiffsmanifest, New York, 1. Mai 1849.

Pabst, Richard W., Pabst, William H., Fotos, Notizen und Produkte aus persönlichen Unterlagen, 2005-2023, und Richards Reisenotizen und Fotos von drei Reisen nach Langenstein und zwei nach Darmstadt und Marburg, Deutschland.

Pabst, Richard W., und Parker, David Scott, Der Jessup-Moore-Kamin, 2021

(Anmerkung: Dieses Dokument wurde erstellt, um den Verkauf des Kamins durch die Bergholds zu unterstützen).

Philadelphia Museum of Art, Bulletin, 1977, Daniel Pabst – Philadelphia Cabinetmaker, von David A. Hanks und Page Talbott

The Evening Bulletin, 11. Juni 1910, Aged Spoonmaker Bids Penn Good Bye

(Anmerkung: Zitate von Daniel Pabst.)

Dieser Jugendstuhl wurde von Daniel Pabst (1826-1910) für seine Familie in Philadelphia hergestellt.
William, sein Sohn, erbte den Stuhl und nahm ihn mit nach Albany, NY, als die Familie umzog...und dann erbte ihn sein Sohn Daniel Pabst (1904-1991).
Richard Pabst erbte ihn dann und ließ ihn mit demselben schwarzen Leder restaurieren. Der Stuhl ist aus Eichenholz gefertigt und befindet sich in ausgezeichnetem Zustand, bereit für künftige Generationen.

Bilder von weiteren Werken Daniel Pabsts finden sich hier