Dieses Ereignis hatte, wie uns zeitgenössische Chronisten berichten, eine wahrhaft unübersehbare Menschenmenge angezogen. Die Zahl 1,2 Millionen, zu der sich ein Kölner Chronist verstieg, dürfte wohl überzogen sein, mehrere Hunderttausend sind aber durchaus vorstellbar. Sicherlich verfolgte Friedrich II. mit der Inszenierung dieses Auftritts politische Absichten in seinem Verhältnis zum Papst wie auch zu den Reichsfürsten. Und der goldene Schrein sollte natürlich den Lebenden, damaliger Sitte gemäß, zu ständig sichtbarer Erinnerung dienen.In dieser Zuschauermenge waren mit Sicherheit auch damalige Langensteiner, die sich nach Marburg auf den Weg gemacht hatten. Wie viele wissen wir nicht, möglicherweise jeder, der noch einigermaßen gehen konnte. Immerhin ist Marburg von Langenstein aus in einem knappen Tagesmarsch gut zu Fuß erreichbar und zu dieser Jahreszeit waren die meisten auf Hof und Acker durchaus abkömmlich. Damit können wir einen Tag, der gewiss kein normaler Tag war, im Leben damaliger Langensteiner bald 800 Jahre später für uns auch in Einzelheiten wieder sichtbar machen.