Im Siebenjährigen Krieg ( 1756 -1763 ), siehe Zeitleiste, ist Hessen-Kassel zwar kein direkter Kriegsgegner, muss aber als preußischer Verbündeter sowohl Truppenteile für die alliierte Armee stellen als auch große geopolitische Konsequenzen tragen.
Die gegnerischen französischen Armeen besetzen ab 1756 den Marburger und Kirchhainer Raum, das gesamte Ohmgebiet, wobei die anliegenden Dörfer als Versorgungsstationen dienen.
In direkter Nachbarschaft Langensteins finden zwei Schlachten statt:
1760 findet in Langenstein ein ortsansässiger Bauer, Johannes Schefer, das Militärtagebuch eines französischen Soldaten. Leider bleiben sowohl sein Name als auch der Grund für den Verlust unbekannt.
Das bislang französisch und nur für militärische Belange geführte Buch wird ab diesem Zeitpunkt von Johannes Schefer, später von Daniel Schefer, vermutlich seinem Sohn für den langen Zeitraum von über 100 Jahren (1760 bis 1873) als Notizbuch benutzt, dessen Inhalt vorwiegend von Eigeninteresse bestimmt ist.
So finden sich zunächst parallel französisch- und deutschsprachige Notizen in dem Buch, wobei die akkurat linierten Tabellen, geordnet nach habite (Kleidung), culottes (Hosen), guetrer (Gamaschen), cravattes, soulier (flache Schuhe), semeller ( Sohle), u.a. , recht gelungene Skizzen von Reitersoldaten im Waffenrock, zwischen den thematisch nach gusto beschriebenen Seiten des Johannes Schefer.
In inhaltlich und sprachlich begrenzter Form, ohne weitere Kommentierung beinhalten die Aufzeichnungen Schefers einige wenige Aussagen zur aktuellen Außenpolitik, z.B. das Kriegsende 1762, den Beginn der 1848er Revolution. Inhaltlich umfangreicher ist ein buntes Gemisch von Lokalnachrichten wie außergewöhnliche Wetterbedingungen, gar eine Kometenerscheinung, private Geburts- und Todesnachrichten, Rechnungen, ein Beleg für eine „Rottzins“ Abgabe, d.h. fällige Gebühren für vorgenommene Rodungen. Neben den zahlreichen Gebetsaufzeichnungen wird der Tod eines hiesigen Pfarrers und die Einsetzung seines Nachfolgers erwähnt, eine Kurzvita Martin Luthers, Do-it-yourself Rezepte für Heilmittel, bedingt durch das Alter des Buches, die zahlreichen Flecken auf den Seiten, leider nicht vollständig oder unlesbar.
Einen wesentlichen Teil des Buches aber nehmen innige Gebete, sorgfältig abgeschriebene Kirchenlieder samt zahlreicher Strophen ein, was eine tiefe Verwurzelung eines oder beider Verfasser im christlichen Glauben vermuten lässt.
Die Notizen, Aufzeichnungen haben leider keine chronologische Ordnung erfahren, befinden sich da, wo man noch freien Platz im Buch fand. Anscheinend überholte Notizen wurden schließlich zugunsten aktuellerer mit Zetteln überklebt und weiterbeschriftet.
Heute dato den 24 Feb 1851 habe ich Daniel Schefer den herrschaftlichen Rottzinß=Kapital von Zehn und ein halben Thaler abgetragen.
Langenstein den 24 Februart 1851 Daniel Schefer