Unsre Schule – unser Dorf

Schulgeschichte von Langenstein

Langenstein und seine Schule – schon seit dem 17. Jahrhundert zeigen schriftliche Quellen, wie eng die Geschichte des Dorfes mit der seiner Schule verbunden ist. Ihre Entwicklung ist einerseits sehr einzigartig und besonders, andererseits lassen sich an ihr allgemeingültige Merkmale der Bildungsgeschichte in Oberhessen aufzeigen.
Ausführliche Informationen sind bereits in der Chronik des Männergesangvereins von 2001 zu finden, diese sollen nicht wiederholt werden. Es lohnt sich, diese Schrift selbst zu lesen, besonders da der Schulleiter nach dem Zweiten Weltkrieg, ein passionierter Landesgeschichtler, Waltari Bergmann, sie verfasst hat. Er hat schon seine Lehrprobe 1947, die er hielt um verbeamtet zu werden, der Geschichte des Dorfes gewidmet und seinen Schulkindern in Langenstein die Geschichte ihrer Heimat nahegebracht. Im Schulheft von Elli Schmidt, die diese zeitgenössische Quelle zur Verfügung stellte, lässt sich diese interessante Heimatkunde nachlesen.
Zu den Pflichten des Lehrers gehört es seit 1866, als auch der Raum Kirchhain zum preußischen Staat kam, eine Schulchronik zu führen, die für jedes Jahr zentrale Ereignisse im Schulleben und in der Gemeinde festhält. Für Langenstein existieren drei Bände – handschriftlich verfasst. Aus ihnen stammen die Überschriften der Textabschnitte. Der erste beginnt mit dem Jahr 1876 und endet am 27.10.1952, dem Weggang von Hauptlehrer Waltari Bergmann nach Melsungen. Der zweite Band beschäftigt sich mit der Zeit vom 01.08.1968 bis Mai 1982, ein dritter beginnt mit dem 02.08.1982 und endet April 2008. Seit dem Mai 2022 werden die Schulereignisse wieder dokumentiert. Aufzeichnungen für die Zeit von 1952 bis 1968 fehlen, doch werden im Schulhaus die sehr ausführlichen Chroniken aus Emsdorf, von wo die Kinder heutzutage in die Grundschule nach Langenstein gehen, aufbewahrt. Die auch für Langenstein gültigen Ereignisse können übertragen werden und so erhält man durch diese zeitgenössischen Texte ein Bild der Entwicklung im Dorf vermittelt. Die Chroniken bilden neben Quellen aus dem Staatsarchiv Marburg, zeitgenössischen Schulrechtssammlungen, Berichten der Dorfbevölkerung und der Fachliteratur die Basis für die vorliegende Schulgeschichte.
Seit der Homberger Synode 1526 (Reformationszeit) bemüht sich jede Kirchengemeinde eine Schule einzurichten, um die Kinder im „richtigen“ Glauben, wie man es damals verstand, zu erziehen. Die Schule liegt fest in der Hand der Kirche. Sie legt die Unterrichtsinhalte, den Ablauf eines Schultages und die gesamte Organisation fest. Die Lehrer sind gleichzeitig Küster und Kantor und haben wichtige Aufgaben für die Kirchengemeinde zu leisten. In 1602 ist Ludwig Keßler Lehrer und Opfermann in Langenstein, d.h. er sammelt in der Gemeinde die Gelder für die kirchlichen Aufgaben und die Schule ein, er unterrichtet, spielt die Orgel und versorgt das Kirchengebäude. Diese Doppelfunktion als Kirchenmann und Pädagoge prägt die Position des Lehrers im Dorf. Die Bezahlung bleibt bis ins 19. Jahrhundert schlecht. Wie in der MGV Chronik nachzulesen ist, erhält der Lehrer, wie damals überall, seinen Lohn in Naturalien von den Gemeindemitgliedern. Ihm steht ein kleines Stück Land zur Verfügung, auf dem er ein Schwein, eine Kuh und ein Pferd halten kann. Entlohnt wird er auch für seine Arbeit bei Beerdigungen, Taufen und anderen Festen. Meist übt der Lehrer ein Handwerk aus, um seine Familie über Wasser zu halten. Das Lied von armen Dorfschulmeisterlein kennzeichnet treffend die Lage der Volksschullehrer in Hessen. Seine Wohnung ist Teil des Schulhauses, oft werden seine Wohnräume gleichzeitig als Klassenraum genutzt, so wie in Langenstein im Haus „Ale Schoul(s)“.

"Der Lehrer ist hier zugleich Kirchendiener…“ – die Schule im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert setzen sich die Landesherren das Ziel, die Bildung ihrer Bürger zu verbessern. Der Staat übernimmt den Schulbereich und versucht den Einfluss der Kirche zurückzudrängen. Dies gelingt in Kurhessen nur teilweise, da der konservative Kurfürst keine Veränderungen in Staat und Gesellschaft möchte. Immerhin wird die allgemeine Schulpflicht für Mädchen und Jungen seit 1832 verstärkt umgesetzt, zum Teil gegen den erbitterten Widerstand der Eltern, die ihre Kinder als Arbeitskräfte in der Landwirtschaft brauchen. In den Elementarschulen werden die Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet. Aufgrund der Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht steigen die Schülerzahlen. Immer mehr Kinder besuchen eine Schule; im Jahr 1846 gehen immerhin 82% eines Jahrgangs in Kurhessen zum Unterricht, während um 1816 nur rund 60 % beschult werden. Die Mädchen bleiben noch unterrepräsentiert, erst seit der preußischen Zeit nach 1866 wird ihr Schulbesuch eine Selbstverständlichkeit. Die Zahl der Schulen steigt nicht im gleichen Umfang; kamen 1816 im Durchschnitt rund 51 Kinder auf eine Schule, so sind es um 1848 über 100, wie auch in Langenstein. Damit erhöhen sich die Klassengrößen enorm.
Der hessische Kurfürst überlässt der Kirche ihren großen Einfluss im Bildungsbereich, wogegen sich zunehmend die Volksschullehrerschaft wendet. Die Lehrer möchten vom Staat als Beamte angestellt und entlohnt werden, ohne die vielen Aufgaben in der Kirchengemeinde zu leisten. Ihr Ziel ist es, alle Kraft in die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern einzusetzen, was bei den großen Klassen von rund 100 Schülern herausfordernd genug ist.
Hessisches Staatsarchiv Marburg, HStAM Bestand 166 Nr. 2475 Evangelische Schule zu Langenstein, Bericht über den Inneren Zustand der Schule zu Langenstein in der kurhessischen Provinz Oberhessen, des Kreises Kirchhain, unter dem Lehrer Heinrich Keßler, geprüft am 15.September 1842, zur Weiterbeförderung dem Kreisamt am 1. Oktober 1842 übersendet.
Kontrolliert (visitiert) werden die Lehrer, Schüler und Schule durch den Ortsgeistlichen, dem als Kreisinspektoren die evangelischen Superintendenten oder katholischen Dechanten vorstehen. Diese genehmigen die Stundenpläne und überprüfen in Visitationen den Lernstand der Kinder, den Lebenswandel des Lehrers und den Zustand der Schule. Zweimal jährlich erfolgt die Überprüfung. Das Schulende fällt mit der Konfirmation zusammen, an erster Stelle steht die religiöse Unterweisung, Lesen und Schreiben lernen die Kinder mit der Bibel.
Die früheste im Staatsarchiv vorhandene Visitationsakte für Langenstein stammt aus dem Jahr 1832 (Bestand im Hessischen Staatsarchiv Marburg, HStAM Bestand 166 Nr. 2475 Evangelische Schule zu Langenstein). Sie gibt einen guten Überblick zu dem Verfahren. Neben dem Pfarrer, dem Landrat und dem Bürgermeister wird die Visitation durch den Oberschulinspektor, einem Vikar, durchgeführt. Seit 1797 ist Heinrich Keßler als Lehrer im Ort tätig. Das vorgedruckte Berichtsblatt wendet sich an erster Stelle dem Lehrer, an zweiter erst den Schülern zu. Er muss 115 Kinder unterrichten, hat die Lehrtätigkeit bei seinem Vater gelernt und gilt als tüchtig. Damit ist er ein typischer Vertreter der Lehrerschaft in Kurhessen, die abhängig von der Kirche, schlecht bezahlt ihr Leben fristen. Wo das Schulgebäude (Wohnhaus) steht, verzeichnen die Akten jedoch nicht.
Wie kann man sich den Alltag eines Volksschullehrers in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorstellen? Der Pfarrer und die Gemeinde haben ihn ausgesucht und stellen ihm eine Wohnung im Schulgebäude zur Verfügung. Seinen Lohn erhält er aus dem Kirchenkasten und in Naturalien, damit ist er von dem guten Willen der Dorfbevölkerung abhängig, was besonders in den Hungerkrisenjahren problematisch wird. Als „kirchlicher Angestellter“ hat er viele Aufgaben für die Pfarrgemeinde zu erfüllen.
Untersucht und geprüft werden mindestens einmal jährlich an erster Stelle die Kenntnisse der Schüler in der Biblischen Geschichte, im Lesen und der deutschen Sprache, im Singen von Kirchenliedern, dann im Rechnen und Schreiben. „Gemeinnützliche Kenntnisse und die Überprüfung der „Sittlichen Bildung“ runden die Charakterisierung der Schulinhalte ab.
Unterschieden wird für diese Zeit zwischen Sommer- und Winterschule. In der kälteren Jahreszeit wird den ganzen Tag, bis auf Mittwoch und Samstag, Schule gehalten, im Sommerhalbjahr dagegen nur wenige Stunden, meist drei, am frühen Vormittag, da die Kinder in der Landwirtschaft mitarbeiten müssen.
Im 19. Jahrhundert beginnt die Verbesserung der Lehrerausbildung durch die Einrichtung von Seminaren, in Kurhessen in Homberg/Efze, in Herborn, in Butzbach und für die katholischen Lehrer in Fulda. Diese so qualifizierten Lehrkräfte werden oft von den Pfarrern vor Ort kritisch betrachtet und deshalb andern Bewerbern gegenüber, die für geringeren Lohn bereit sind zu arbeiten, benachteiligt.
Zunehmend erkennen viele Gemeinden die Bedeutung der Schulen und bauen, so auch in Langenstein (Bauplan von 1866), neue Schulhäuser für ihre Kinder. Bis in diese Zeit wurde Unterricht häufig in den Backhäusern der Orte abgehalten, wo wenigstens Wärme für die Winterzeit gesichert war. Die Schulchronik berichtet vom Neubau des Schulhauses in der Hintergasse 19 durch die Gemeinde in den Jahren 1865/ 1866 und dessen feierlicher Einweihung am 11.10.1866 durch den Pfarrer Ins neu errichtete Schulhaus zieht der Lehrer Wilhelm Georg Vogel mit seiner Familie ein. Er wurde am Seminar in Homberg/Efze ausgebildet.
Grundsätzlich zum Besseren ändert sich die Lage im Bildungsbereich mit der Übernahme Kurhessens durch Preußen in 1866. Der Staat übernimmt nun die Verantwortung für den Schulbereich und beschneidet den Einfluss der Kirchen. Die Lehrer erhalten mit dem Gesetz von 1868 als Beamte ein festes Gehalt durch den Staat.
Hessisches Staatsarchiv Marburg, HStAM Bestand 166 Nr. 2475 Evangelische Schule zu Langenstein, Bericht über den Inneren Zustand der Schule zu Langenstein in der kurhessischen Provinz Oberhessen, des Kreises Kirchhain, unter dem Lehrer Heinrich Keßler, geprüft am 15.September 1842
Im Protokollblatt des Berichtes mit Angaben zum Lehrer und den „Fortschritten“ der Schüler („Jugend“) wird unter c) festgehalten: Der Gesang ist gut.
Baupläne für das Schulhaus in Langenstein: Plan im Staatsarchiv Marburg unter: HStAM Bestand Karten Nr. P II; 14168
Link zum Staatsarchiv
Mit dem Preußischen Schulaufsichtsgesetz und dem Allgemeinen Schulgesetz vom 11. März 1872 werden alle Bildungseinrichtungen unter Aufsicht des Staates gestellt. Die Ausbildung von Lehrern wird ebenfalls neu geregelt. Als Lehrer werden nur noch ausgebildete Pädagogen tätig, die in staatlichen Prüfungen ihre Qualifikation nachweisen müssen. Sie bringen neue Ideen und Veränderungen nach Langenstein. Lehrer Christian Friedrich Wickert, er kommt 1884 nach Langenstein, besucht die Ausbildungsschule und das Seminar in Homberg/Efze. Er setzt sich für den Ausbau einer öffentlichen Wasserversorgung ein. Ein weiteres preußisches Gesetz (15.10.1872) stellt Vorschriften über die Aufnahmeprüfung, die Abschlussprüfung, die Inhalte der Ausbildungsverordnung, die Qualifikation der Ausbilder, für Fachlehrer, Lehrerinnen und Kindergärtnerinnen auf.
Für Langenstein heißt dies, dass die Gemeinde nun voll verantwortlich für ihre Schule ist. Ein Schulausschuss, bestehend aus dem Bürgermeister, Lehrer, Honoratioren und Pfarrer, regelt nun alle Schulfragen. Der preußische Staat erwartet die Einhaltung von Mindeststandards für Bau und Ausstattung eines Schulgebäudes, mit ausreichend Platz für die Schulkinder und ordentliche Toiletten. In der Schulchronik von 1876 auf S. 5 liest man, dass die Langensteiner Schulstube für 120-130 Kinder 45,5 Quadratmeter und 130 Raummeter umfasste. Die Lehrmittel werden vorgegeben, Rechenbücher und Fibeln festgelegt. Zur Umsetzung der allgemeinen Schulpflicht wird in den Verfügungen der Abteilung für Kirchen- und Schulwesen der preußischen Regierung in Kassel festgelegt, dass die Lehrer eine Schulversäumnisliste führen müssen. Diese muss am Ende jedes Monats in Kopie durch jeden Lehrer an den Lokalschulinspektor und die jeweilige Polizeibehörde übergeben werden. Neben dem unentschuldigten Fehlen müssen auch die durch den Lehrer beurlaubten Zeiten eingetragen werden. Der Lehrer darf nur für einzelne Stunden bzw. einen Tag Urlaub gewähren. Der Lokalschulinspektor kann Schülerinnen und Schüler bis zu 8 Tage vom Unterricht freistellen, aber auch diese müssen in der Liste aufgeführt werden. Bei unentschuldigtem Fehlen zahlen die Eltern eine empfindliche Geldstrafe.
Kontrolliert werden die Schulen und damit die Gemeinden durch Supervisionen, an denen zwar weiterhin der Ortspfarrer teilnimmt, dies aber nun in Absprache mit den staatlichen Behörden. Diese Berichte über Langenstein haben sich erhalten und sind im Staatsarchiv Marburg aufbewahrt. Sie informieren über den Zustand des Schulhauses, die Unterrichtsinhalte und Lernniveaus. 1875 kommen zu einem großen Prüfungsbesuch der Schulrat und Landrat, begleitet durch den Pfarrer, in die Schule. Drei Stunden dauert die Prüfung. Zwar sind weiterhin die Kenntnisse in Religion wichtig, aber eine Vielzahl weltlicher Fächer, wie Rechnen, Zeichnen und Turnen, stehen nun gleichbedeutend im Zentrum der Schulbildung. Die Jungen erhalten in Langenstein im Sommer zwei Stunden pro Woche Turnunterricht von ihrem Lehrer. Neu ist der Bereich der Natur- und Vaterlandskunde, Erdbeschreibung und Geschichte.
Auch in Langenstein nimmt wie im gesamten Deutschen Reich die Bevölkerung zu und viele Kinder werden geboren. 110-120 Kinder besuchen um 1880 die Volksschule; in einer Klasse werden alle Jahrgänge, die damals bis zur 8.Klasse gehen, unterrichtet. In 1885 sind es bereits 156 Kinder und endlich erhält 1889 der Ort eine zweite Lehrerstelle, die Volksschule wird nun zweiklassig. Damit bestehen eine erste Klasse für die Kinder von 6-10 Jahren und eine Oberstufe, die bis zur Konfirmation dauert. Seit 1885 besteht ein Fonds, um ein zweites Schulhaus zu errichten. Die Gemeinde entscheidet sich dann gegen einen Neubau und erneuert 1886 das ehemalige Armenhaus als zweite Schule. Diese renovierte „Alte Schule“ bietet aber nur wenig Raum für eine Lehrerwohnung; die zweite Lehrerstelle wird daher für einen Unverheirateten ausgeschrieben. Christian Fürchtegott Fenner nimmt nun die Stelle ein; er führt die Schulchronik und berichtet über die jährlichen Prüfungen, nennt die Schülerzahlen und besondere Ereignisse im Schuljahresverlauf. Das Schuljahr beginnt nach den Osterferien und richtet sich nach den hohen kirchlichen Festtagen mit den Pfingstferien und einwöchigen Weihnachtsferien. In den sechs Wochen der Sommerferien und in den zwei Wochen im Herbst helfen die Kinder in der Landwirtschaft. Bereits 1891 verlässt Lehrer Fenner wieder Langenstein.
In den beiden Schulhäusern (heute: Hintergasse 16 (öffnen mit OpenStreetmap) und 19 (öffnen mit OpenStreetmap)) gelten nun die allgemeinen preußischen Schulregeln. Für jedes Schulkind sind 0,6 qm Platz vorgesehen, Unterricht findet am Vormittag von 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr statt; dann gibt es eine Pause bis 14.00 Uhr mit anschließendem Nachmittagsunterricht bis 16.00 Uhr (Verfügung vom 03.10. 1893 und 10.11.1893). Ab 1873 fordert ein Ministerialerlass auf, überall mit qualifizierten Lehrerinnen Handarbeitsunterricht einzuführen. Die Schulchronik von Langenstein vermerkt (S. 4), das es bereits seit dem 01.12.1867 mit vier Stunden in der Woche – je am Mittwoch- und Samstagnachmittag zwei – Handarbeitsunterricht für die Mädchen gibt. Als Lehrerin ist die Ehefrau des Lehrers eingesetzt, Maria Vogel. Die Schulzeit endet mit dem 14. Lebensjahr, in evangelischen Gebieten wie in Langenstein mit der Konfirmation; zum Konfirmationsunterricht wird nur zugelassen, wem durch den Lehrer die Schulreife attestiert wird.
Krankheitsfälle beeinträchtigen den Schulalltag. 1894 grassiert Diphterie im Dorf und die Schule muss mehrfach geschlossen werden 25.01. bis 07.03.1894, 12. bis 30. November 1894 und 1896 vom 11. bis 25. November. Masern breiten sich aus; zwei Wochen fällt im Januar 1902 der Unterricht aus, da von 90 Schulkindern 79 an Masern erkrankt sind.

Von 1891 bis 1896 ist als zweiter Schulmeister Justus Breidenbach eingesetzt. Wie alle seine Vorgänger erhält er seine Ausbildung am Seminar in Homberg/Efze. 1902 übernimmt Lehrer Schönewald die zweite Lehrerstelle; auch er bleibt nur kurz bis 1905. Mehrfach wechseln die zweiten Lehrer bis zum Ersten Weltkrieg. Immer wieder unterrichtet Lehrer Wickert alleine alle Schüler, vertritt wieder Kollegen und hält die Schule aufrecht. Er erleidet am 06.07.1914 mitten im Unterricht einen Schlaganfall, wird am 01.10.1914 pensioniert nach dreißigjähriger Tätigkeit in Langenstein; er stirbt 1943 in Kassel. 1914 wird Lehrer Kurt Großenbach erster Lehrer in Langenstein, ausgebildet im Seminar von Schlüchtern.

„…das aufgeklärte 20. Jahrhundert, Jahrhundert der Wissenschaft und Technik…“

Eine Vielzahl an Regelungen vereinheitlicht den Bildungsbereich in allen preußischen Gebieten vom Rhein bis nach Ostpreußen. 70 Ferientage gibt es im Jahr (Ministerialerlass vom 19.03.1904): Zu Weihnachten 24.12. bis 03.01. oder 04.01. falls dieser auf einen Sonntag fällt, zu Ostern – von Gründonnerstag bis Sonntag nach Ostern, am Samstag vor Pfingsten bis Mittwoch danach und sechs Wochen Ernteferien, die regional festgelegt werden. Als schulfreie Tage für evangelische Gebiete zählen Himmelfahrt, Buß- und Bettag, Johannisfest, Peter- und Paul (29.Juni), als schulfreie Tage für katholische Gebiete Heilige Drei Könige (06.01.), Maria Lichtmeß (02.02.), Maria Verkündigung (25.03.), Fronleichnam, Peter und Paul, Maria Himmelfahrt (15.08.), Allerheiligen (01.11.); als weltliche Festtage werden in den Schulen der Sedantag (02.09.) und Kaisers Geburtstag mit allen Klassen gefeiert. Der Konfirmandenunterricht findet außerhalb der normalen Schulzeit (Erlass vom 29.April 1876) statt.
Als besonders wichtig wird die Reinigung der Schulräume angesehen: Vierteljährlich muss eine gründliche Reinigung auf Kosten der Gemeinde durch Scheuern des Fußbodens, Abwaschen der Fenster und der Türen erfolgen. Weder Lehrer noch Schüler dürfen diese Arbeit übernehmen. Besonders eine Beauftragung der Mädchen mit diesen Aufgaben wird explizit verboten. Die Gemeinde Langenstein beauftragt und bezahlt eine eigene Reinigungsfrau. Mit Verfügung vom 07.08.1903 werden die Vorgaben verschärft – mindestens dreimal pro Woche müssen nun die Räume zwecks Staubvermeidung feucht gewischt werden; Ziel ist, die Ausbreitung der Tuberkulose zu verhindern. Die Schulen erhalten eine zentrale Rolle in der preußischen Gesundheitspolitik. Neben der Reinhaltung der Räume und Toiletten soll das Wasser des Schulbrunnens untersucht werden, Krankheiten wie Aussatz, Cholera, Diphterie, Fleckfieber, Gelbfieber, Genickstarre, Pest, Pocken, Rückfallfieber, Ruhr, Scharlach, Typhus, Keuchhusten, Körnerkrankheit (Granulose, Trachom), Krätze, Lungen- und Kehlkopftuberkulose, Masern, Milzbrand, Mumps, Röteln, Rotz, Tollwut und Windpocken müssen gemeldet werden (28.08.1905 Gesetz zur Verhütung der Verbreitung übertragbarer Krankheiten durch die Schule).
Am 26.Juni 1900 ergeht eine neue Dienstanweisung an Ortschulinspektoren, wie die Schulen zu kontrollieren sind: Mindestens viermal pro Jahr muss jede Klasse besucht werden, Unterricht hospitiert und eine Kontrolle der Hefte und Bücher erfolgen. Ein Augenmerk liegt auf der Klassenbuchführung (Verfügung vom 08.09.1896) Sie muss detailliert den Unterrichtsstoff pro Woche beschreiben. Das Protokoll des Besuchs wird an den Minister gesendet. Die jährlichen Berichte der Kreisschulinspektoren melden Schulmängel an die Landräte, die dann für Verbesserung sorgen. Seit dem Ministerialerlass vom 08.11.1907 gibt es die Ausnahmeregelung für verheiratete Frauen als Lehrerin zu arbeiten, wenn dies im Interesse der Schule und nach Prüfung der persönlichen Verhältnisse der Lehrerin möglich ist. Auch in Langenstein nimmt Martha Schneider als Lehrerin ihren Dienst auf. Sie ist als sog. Industrielehrerin eingesetzt, unterrichtet Handarbeiten und Hauswirtschaft. Besonders wichtig sind Stricken, Häkeln, Nähen, Stopfen und Ausbesserungsarbeiten an der Kleidung. Im Gemeindearchiv finden sich Quittungen für die Jahre 1911 und 1917, nach denen die Industrielehrerin 60 Mark Gehalt für das gesamte Schuljahr erhält.
Für die Lehrerschaft zentral ist das Gesetz über das Diensteinkommen der Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen Volksschulen vom 26.05.1909. Es legt die Zusammensetzung des Diensteinkommens aus Grundgehalt, Alterszulagen, freier Dienstwohnung oder Mietentschädigung fest; ein Lehrer erhält 1400 Mark, eine Lehrerin 1200 Mark jährlich. Damit sind die Lehrer endgültig von ihren Verpflichtungen im Kirchendienst unabhängig, erhalten ihre Dienste wie z.B. Orgel spielen, Begräbnisse betreuen, extra bezahlt.
Seit Januar 1909 werden ländliche Fortbildungsschulen in den preußischen Ländern errichtet (Gesetz vom 08.08.1904), die nun alle Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren nach dem Volksschulabschluss besuchen müssen. Die Schulzeit liegt im Winterhalbjahr vom 01.10. bis 31.03. mit sechs Stunden an drei Abenden zu je zwei Stunden. Die Volksschullehrer erteilen den Unterricht nach einem vorhandenen Lehrplan. Im Haushaltsplan der Schule von 1913 (S.15) wird vermerkt, dass sowohl Lehrer Wickert wie Lehrer Hesse für ihre Tätigkeit in der Fortbildungsschule Gelder erhalten als Aufwandsentschädigung und für die Anschaffung von Unterrichtsmaterial.
Der erste Weltkrieg prägt auch den Alltag in der Schule; Sammeln und Organisieren nehmen einen wichtigen Raum ein. 1914 sammelt Lehrer Schilling in den Langensteiner Wäldern an sieben Tagen 36 Zentner Eicheln mit den Schulkindern. Mit dem Geld soll Wolle gekauft werden, die der Evangelische Frauenverein zu Strümpfen und Leibwäsche für die Soldaten verstrickt. Die Schulkinder schicken Päckchen an Soldaten, die mit Zigaretten, Schnupftabak, Bleistiften und vielem mehr gefüllt sind. Lehrer Großenbach kümmert sich um den Verkauf von Kriegsanleihen.
Auch 1915 wird die Sammeltätigkeit fortgesetzt; die Schüler suchen Beeren. Ein Zentner Heidelbeeren wird an das Rote Kreuz in Marburg geliefert. Sammlungen von Honig, Getreide, Kartoffeln und allen greifbaren Lebensmitteln prägen die gesamte Kriegszeit. Seit 1917 verschärft sich die Versorgungslage, die Not wird größer – Kräutersammlungen sind an der Tagesordnung. Immer mehr Kinder bleiben dem Unterricht fern, weil sie in der Landwirtschaft gebraucht werden, da die Väter und großen Brüder fehlen, weil sie als Soldaten an der Front stehen. Die Schulchronik spricht von 50% fehlenden Kindern.

„…am 11. August fanden höherer Anweisung gemäß in den beiden hiesigen Klassen geforderte Verfassungsfeiern…“ statt - Die Zeit der Weimarer Republik

Diese kritische Bemerkung in der Schulchronik (S. 36). zeugt von der Distanz vieler Menschen zum Staat von Weimar, dessen Verfassung am 11.08.1919 verabschiedet wurde. Die Umstellung auf die neue Zeit der demokratischen Republik fällt nicht leicht. In den Schulklassen werden (1920) die Kaiserbilder abgehangen, die nationalen Feiertage fallen weg und große Not prägt die ersten Jahre. Nach dem Ersten Weltkrieg wird in der Weimarer Republik endgültig die Aufhebung der geistlichen Schulaufsicht umgesetzt, Schule und Kirche endgültig getrennt. Seit 1919 übernehmen weltliche Schulinspektoren die Schulaufsicht. Diese erhaltenen 1921 die Amtsbezeichnung Kreisschulrat (1924 Schulrat); die Schulämter werden 1924 eingeführt. Die Verhandlungen zur Trennung des Vermögens von Kirche und Gemeinde laufen an und werden in Langenstein am 01.01.1923 abgeschlossen. Damit verbunden ist die endgültige Trennung von Schul- und Küsteramt.
Die Gemeinden als Schulträger sind nun alleine für die finanziellen Aufwendungen zuständig. Im Gemeindearchiv finden sich Rechnungen und Quittungen über die Reinigung der Schule (60 Mark für ein ganzes Jahr), die Lieferung von Brennholz und Briketts, Schornsteinfegergebühren (die Ofenreinigung in der ersten Schule kostet 1918 eine Mark), Chemikalien, Schwämme, Tinte und vieles mehr. Den größten Teil der Ausgaben bilden die Renovierungs- und Erhaltungsarbeiten an den beiden Schulgebäuden in Langenstein. Die Finanzierung der Gemeindelasten und der Schule gerät aus den Fugen; der Gemeinderat von Langenstein beschließt am 09.11.1923 eine Erhöhung der Gemeindesteuer, um die Kreissteuer bezahlen zu können, die um das „8 Milliardenfache“ gestiegen ist, deutliches Zeichen der galoppierenden Inflation zu Beginn der 1920er Jahre. Drei Lehrer unterrichten nun in Langenstein, neben Lehrer Großenbach als Hauptlehrer, Lehrer Laux (ab 1926) und als Industrielehrerin Frau Schneider.
Am 12.02.1920 findet die angeordnete Versammlung zur Herbeiführung von Elternbeiratswahlen im gesamten Reich statt. Die anwesenden Eltern halten eine Wahl für überflüssig, zu einer zweiten angesetzten Versammlung erscheint niemand. 1923 findet die erste Elternbeiratswahl auf Anweisung durch die vorgesetzte Schulbehörde statt. Am 01.07.1920 wird Lehrer Hesse nach Bürgeln versetzt und Lehrer Weibezahn übernimmt die Stelle. Ein erster Lichtbildapparat wird 1923 für die Schule durch Lehrer Großenbach angeschafft. Die Räume der Schule dienen als Veranstaltungsort für Lichtbildervorträge der Lehrer und von auswärtigen Fachleuten; mit dem Eintrittserlös werden neue Dias angekauft. Zu den Aufgaben der Schulkinder im Frühsommer gehört das Einsammeln von Maikäfern. Im Jahr 1925 werden 345 Tiere gefangen und so die Ernte vor dem Käferfraß geschützt. 1927 wird die zweite Schule im Innern gründlich renoviert und für die Klassenräume neue Schulbänke angeschafft. Als besonderer Tag wird ab Mitte der 1920er Jahre am 11. August der Verfassungstag der Weimarer Republik begangen. Die Schule wird beflaggt, die Räume geschmückt und mit den Schulkindern eine Feier veranstaltet. Besonders gewürdigt wird auch am 04.09.1929 der Start des Luftschiffes „Graf Zeppelin“ zur Weltumrundung; die Schulchronik vermerkt dies als „Kulturtat ersten Ranges“. Für den 1. Juli 1930 liest man über „die Befreiung vom Frankenjoch“, sie gibt Anlass für eine Schulfeier. Gemeint ist damit der Abzug der französischen Truppen aus den Rheinlanden, die mit Ende des Ersten Weltkrieges nach dem Friedensvertrag von Versailles dort stationiert wurden.
Problematisch ist der Zustand der beiden Schulgebäude. Für 1930 betont die Schulchronik (S.44) den inakzeptablen Zustand der zweiten Schule und die dringend nötigen Renovierungsarbeiten. Dies gälte insbesondere für die Lehrerwohnung. In den Bauakten im Staatsarchiv unter Bestand 190a Marburg, Nr. 781 finden sich Ausdrucke zum Um- und Erweiterungsbau der Schule am heutigen Feuerwehrplatz. Am 12.09.1931 wird der Erweiterungsbau fertiggestellt. 1933 wird die Schule im ehemaligen Armenhaus (Umbau in 1885) renoviert und erweitert.

„…Zentralisierung, Uniformierung, Disziplin…“ - Die Zeit des Nationalsozialismus in der Volksschule

Der Nationalsozialismus prägt ab 1933 bis 1945 auch den Schulalltag in Langenstein. Die Schulchronik, geführt durch Lehrer Eyle, verzeichnet wenige Besonderheiten. Waltari Bergmann, der am 01.10.43 in „absentia“, in Abwesenheit, die 2. Lehrerstelle erhält – er bekämpft bis Mitte 1945 als Feldwebel in Kroatien die Partisanen – kommt 1946 an die Schule in Langenstein und führt die Schulchronik. Er eröffnet seine Niederschrift mit einem Rückblick auf die vergangenen Jahre. Er tritt seine Stelle am 17.10.1946 an und begrüßt „… von Herzen das neue System…“, besonders die Konzentration auf den Unterricht und die Abschaffung der vielen ideologischen Veranstaltungen, die den Schulalltag im Nationalsozialismus prägten. In seiner Niederschrift verknüpft er Informationen zum Schulgeschehen mit politischen Ereignissen auf Gemeinde- und Staatsebene. So beklagt er rückblickend, dass die Schule zu einer „Sammlerinstitution“ herabgewürdigt wurde, die durch „Zentralisierung, Uniformierung, Disziplin anstelle der freien Willensäußerung“ geprägt war. Aus der Distanz will er sich auf für Langenstein wichtige Ereignisse beschränken. Er konstatiert die Durchdringung von Wissen, Bildung, Kultur durch die Nationalsozialistische Ideologie, hebt die Antilehrerhaltung des Reichsjugendführers Baldur von Schirach und damit der HJ (Hitlerjugend) hervor. 100 Kinder besuchen 1933 die Volksschule. Alltag wird der Staatsjugendtag, der seit 1935 unterrichtsfreie Samstag. Der Chronist beklagt den häufigen Unterrichtsausfall und die starke Dominanz der HJ. Die beiden Langensteiner Lehrer werden nicht Mitglieder in den NS-Organisationen. Seit dem 01.02.33 arbeitet als zweiter Lehrer Walter Eyle im Ort, Lehrer Laux (Chorleiter des MGV) bleibt weiterhin erster Lehrer. 1936 erzwingt eine Grippeepidemie die Schließung der Schule von 07.12. – 12.12. Für 1938 werden Erntearbeiten durch die Oberstufe vom 13.08. – 19.08. in der Ferienzeit geleistet. Am 01.10.39 wird Lehrer Eyle eingezogen, daher unterrichtet Lehrer Laux (61 J.) alleine 110 Kinder. Wie überall herrscht ein allgemeiner Lehrermangel. Laienkräfte und Studentinnen werden in den Schulen eingesetzt. Am 02.11.39 kommt eine Einquartierung ins Dorf, mit der die Belegung des 2.Schulsaales verbunden ist. Unterrichtsstörungen durch die anwesenden Soldaten sind zwangsläufig. Die Erkrankung des Hauptlehrers Laux verschlechtert die Unterrichtslage in Langenstein; vielfache Vertretungen bringen keine Abhilfe. Lehrer Laux geht nach 43 Dienstjahren zum 01.09.1941 in den Ruhestand und die Lehrerstelle bleibt zwei Jahre unbesetzt. Im gesamten Deutschen Reich wird ein neuer Schuljahresbeginn festgelegt – Schulstart liegt nun mit dem Sommer 1941 nach den Sommerferien. 1943 gehen 121 Kinder in die Volksschule. Dazu kommen 1944 über 200 Saarländer als Evakuierte in den Ort mit 40 Kindern, von denen 38 an die Langensteiner Schule gehen. Damit werden über 157 Kinder von einer Volllehrkraft betreut. Die Schule platzt aus allen Nähten. Zwei Hilfskräfte werden in den Ort abgeordnet. 1945 schließt die Schule am 19. März mit dem Näherrücken der amerikanischen Truppen und bleibt ein halbes Jahr geschlossen. Damit entfällt jeder Unterricht für die Kinder – ein langer Feriensommer. Erst am 01.10.45 werden in der amerikanischen Besatzungszone die Schulen wiedereröffnet.

Neustart der Volksschule im demokratischen Hessen – „…in der Schule fehlt es am Notwendigsten…“

In der Zeit vom Einmarsch der Amerikaner am Karfreitag bis zum 01.10.1945 fällt die Schule ersatzlos aus. Sie öffnet wieder am 01.12.46 mit vier Klassen an der Volksschule und drei Lehrern (Waltari Bergmann, Willi Paulstich, Frau Rief). Als Schulräume werden die beiden alten Schulhäuser und für die Klasse 1 und 2 der ehemalige Kindergarten im SA-Heim genutzt. Träger war die NSV, die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, gewesen. Dieses Gebäude ist aus dem Ortsbild heute verschwunden. Hier befindet sich nun der Heinrich-von-Langenstein-Platz.
Zur sog. „reeducation“ der amerikanischen Besatzungsmacht gehört die Schulung der Lehrerschaft in demokratischen Verfahren, die Entfernung von Nationalsozialisten aus dem Schuldienst (Entlassung von 20% der Lehrerschaft) und die Demokratisierung des Bildungswesens. In Langenstein finden erstmals am 15.11.1946 Elternbeiratswahlen statt, im Anschluss tritt der neue Schulausschuss zusammen. Die Kinder des 5. bis 8. Schuljahres wählen erstmals Vertrauensschüler und Klassensprecher, um so demokratische Verfahren einzuüben.
In kurzen zeitlichen Abständen werden die Volksschullehrer zusammengerufen, um pädagogische Fragen oder auch fachwissenschaftliche Aspekte zu erörtern. Häufig finden diese Versammlungen in Kirchhain, aber auch in Marburg statt. 1949 wird die Lernmittelfreiheit in Hessen eingeführt, der Schuljahresbeginn liegt wieder an Ostern. Das laufende Schuljahr wird verlängert, um Fehlzeiten aufzufangen und das sog. 9.Schuljahr erhält Zusatzunterricht an den Samstagen. Konfirmation und Schulentlassung fallen wieder zusammen. Am 11.12.48 werden alle Lehrer auf der Kreislehrerversammlung auf die demokratische hessische Verfassung vereidigt. In den Schulen wird die Prügelstrafe abgeschafft.
Neben der großen Politik ist der Schulalltag fast wieder durch Normalität geprägt. Die Gesundheitsfürsorge wird sehr wichtig genommen. Im Juni 1947 werden an drei Terminen Untersuchungen und TBC-Impfungen durchgeführt; finanziert wird die Aktion durch eine Spende aus Dänemark: Von 139 Kindern sind 9 krank, 23 Kinder sind TBC-positiv, 75 Kinder erhalten eine Impfung, 41 verweigern diese, „trotz aller Aufklärung“, wie der Lehrer kommentiert. Zum 01.10.1947 besuchen 185 Kinder die Schule, davon 20 Flüchtlingskinder. Am 01.05.48 wird der frühere Kindergarten (SA-Heim) als Schulsaal eingerichtet; neu wird Kochunterricht angeboten und die Schülerzahl steigt auf insgesamt 160 Schüler mit acht Jahrgängen. Die Bekämpfung der Kartoffelkäfer ist nun Aufgabe der Schulkinder. 1948 vermehren sie sich rasant. Schulkinder sammeln 1-2 x wöchentlich vom 01.-21.06.48 über 1400 Käfer, darunter 2300 Eier; eine ähnliche Aktion bringt im Folgejahr 1080 Käfer, 8800 Eier und 9000 Larven zusammen.
Mitte Januar 1949 kommen sechs Kinder aus dem blockierten Berlin zur Erholung nach Langenstein. Sie kehren, nach Aufhebung der sowjetischen Blockade, im Sommer nach Berlin zurück. In diesem Jahr besuchen 165 Kinder die Volksschule, davon 15 Katholiken und 5 Berliner als Gäste.
Zum einem Schuljahr gehören auch besondere Aktionen, Feiern und Gedenktage. So wird am 01.12.49 erstmals die Schule zur Erinnerung an die Gründung des Landes Hessen geflaggt. Am 20.09.48 organisiert Lehrer Bergmann eine Feier zum Gedenken des 50.Todestages von Theodor Fontane in der Oberstufe. Als Oberstufe werden die Jahrgänge 5 bis 8 angesehen. Auf dem Bezirkssportfest am 27.05.48 erringt die Volksschule Langenstein einen ersten Platz. Seine Aufgabe als Lehrer sieht Bergmann auch in der Förderung eines kulturellen Angebotes für das Dorf. So wandert er im Juli 1948 mit der Oberstufe über Gemünden (Bahnhof im Wohratal) nach Kloster Haina, um es zu besichtigen. Für den Langensteiner Chor und Schüler organisiert er im Juni eine Mehrtagesfahrt an den Rhein und in den Taunus. 1949 liest die Oberstufe anlässlich des Goethejahres – 200.Geburtstag – Götz von Berlichingen und erarbeitet „Reineke Fuchs“ als Theaterstück. Klassenfahrten führen 1949 nach Frankfurt und in die Region Rhein-Mosel-Nahe. Weihnachtsfeiern, Volksliederabende und Wohltätigkeitsveranstaltungen werden durch die Schulgemeinde gestaltet. Ein besonderer Höhepunkt ist der Auftritt des Kinderchores Langenstein am 24.03.50 im Hessischen Rundfunk. Zum 01.04.1950 wird Lehrer Bergmann nach Melsungen versetzt, womit seine Schulchronik endet.

Die Fünfziger Jahre – eine neue Schule

Die Schule platzt abermals aus allen Nähten. Am 16.09.1951 stimmt der Gemeinderat dem Vertrag über die neuen Gemarkungsgrenzen zwischen Allendorf-Niederklein-Langenstein zu. Der Ort verkauft eine 360 ha große Waldfläche für eine einmalige Zahlung von 350.000 DM. Damit soll die neue Schule finanziert werden. Am 01.04.1952 wird das ehemalige DAG-Gebiet nach Allendorf eingemeindet; heute befinden sich dort die Weltfirma Ferrero und weitere Betriebe. Im gleichen Jahr, am 01.11.1952, wird der Vertrag zwischen dem Land Hessen (vertreten durch den Ministerpräsidenten und den Minister für Finanzen) und der Gemeinde Langenstein zwecks Neubaus einer Volksschule und einer Lehrerwohnung, Kostenvoranschlag rund 200000 DM, geschlossen. Die entsprechenden Aufträge werden an die heimischen Handwerker vergeben. Schon 1954 feiert die Gemeinde zu Pfingsten die Schuleinweihung an der Luchgasse 21 (öffnen mit OpenStreetmap). Seit Februar 1953 ist Fritz Noppe Lehrer an der Volksschule in Langenstein. Die Gemeinde beschließt 1954 die „Alte Schule“ (Hintergasse 16) zu Wohnungen umzubauen und zu vermieten. Eine Gemeindeschwester zieht neben anderen Mietern ein. Auf dem Dachboden befinden sich Teile des Gemeindearchivs. Eine alte Schule des Ortes in der Hintergasse 59 ½ wird im August 1963 verkauft, heute (2022) wird sie kernsaniert, jetzt Hintergasse 19.
Im Schularchiv von Langenstein fehlt die Chronik für die 50er und 60er Jahre, allerdings ist für diese Zeit die Chronik aus Emsdorf vorhanden, geführt von Hauptlehrer Koch und seit dem 01.04.1959 bis 31.07.1968 durch Lehrer Norbert Mildner. Die allgemeinen schulpolitischen Entscheidungen lassen sich hier nachlesen. In Langenstein wird 1964 die Schule durch einen Anbau erweitert.
Mitte der 60er Jahre beginnt die Zeit der großen Schulstrukturveränderungen. Die Ausrufung des sog. Bildungsnotstandes 1964 für die Bundesrepublik durch den Philosophen Georg Picht führt zu größeren und kleineren Veränderungen in den Schulen. In der gesamten Bundesrepublik wird der Beginn des Schuljahres neu auf die Zeit nach den Sommerferien gelegt. Organisatorisch wird dies durch die Einführung von zwei Kurzschuljahren gelöst: 1966 Erstes Kurzschuljahr (01.04.1966 – 30.11.1966), Zweites Kurzschuljahr von 01.12.1966 – 13.07.1967. Das erste Normalschuljahr beginnt am 01.08.1967 und endet am 31.07.1968, was bis heute unverändert bleibt.

Grundschule Langenstein vom 01.08.1968 bis Mai 1982 – Zeiten des Umbruchs

Mit dem ersten „Normaljahr“, das nach den Sommerferien beginnt, steht auch eine neue Schulchronik von Langenstein zur Verfügung. Sie besteht aus 28 Seiten, der Text in Schreibmaschinenschrift mit vielen eingeklebten Zeitungsausschnitten. Seit dem 01.08.68 leitet Herbert Polenz die Schule, der alte Schulleiter Fritz Noppe tritt in den Ruhestand. Noppe war 18 Jahre Schulleiter in Langenstein; besondere Verdienste erwarb er sich um die Pflege der Kirchenmusik, die Chorleitungen, das Orgelspiel, p.p.
Zum 13.10.69 übernimmt der Landkreis Marburg die Schulträgerschaft gegen den Protest der Gemeinde. Frau Ingrid Kneißl wird 1968 als Lehrerin nach Langenstein an die Volksschule versetzt, die nun drei Klassen hat: Klasse 1 +2 = 28 Kinder / Klasse 3+4 = 24 Kinder / Klasse 5-8 = 31 Kinder; insgesamt 83 Kinder. Es ist die Zeit des „Babybooms“ und wie überall in der Bundesrepublik steigen die Schülerzahlen, in Langenstein 1969/70 auf 104, was zur Einversetzung von Lehrer Kurt Rödiger führt. Organisatorisch werden nun vier Klassen mit jeweils einem Klassenlehrer (1+2; 3+4; 5+6; 7+8) und Fachlehrern gebildet; neben der Klassenleitung unterrichtet Herr Rödiger Sport, Kunst und Deutsch, Frau Kneißl Musik und Biologie.
Weitere Neuerungen verändern die Schule, die Herr Polenz als „Zeit des Umbruchs!“ kennzeichnet. Im März 1971 wird entschieden, dass die Kinder der Oberstufe nach Kirchhain gehen müssen, die Hauptschule gegen den Protest der Bevölkerung aufgelöst wird. 1972 wird Langenstein in den Ort Kirchhain eingemeindet und ein Schulverbund mit Emsdorf gegründet. Die Kinder der 1.- 4. Klassen aus den beiden Dörfern werden nun gemeinsam in Langenstein in einer Grundschule unterrichtet, am 04.07.1973 wird die Hauptschule endgültig aufgelöst. Alle Emsdorfer Kinder werden nun mit dem Bus nach Langenstein gefahren und hier unterrichtet, Schulmobiliar, Lehrmittel und Schulchronik aus Emsdorf werden der Schule in Langenstein übergeben. Die Grundschule wird wieder vierklassig: Zum Kollegium gehören nun Frau Winter (vorher Emsdorf) für Klasse 1, Frau Kneißl für Kl. 2, Herr Polenz für Klasse 3, Herr Rödiger für Klasse 4. Erstmals wird ein Kurs für Legastheniker eingerichtet und drei türkische Schüler, die „besonders im Rechenunterricht ziemlich gute Leistungen zeigen“, besuchen die Grundschule. Wie erfolgreich die Zusammenlegung ist, zeigt sich an dem gescheiterten Antrag der CDU im Kreistag 1975, der eine Beschulung der Kinder der 1. und 2. Klasse aus Emsdorf im eigenen Ort wünscht. Sowohl das Lehrerkollegium wie auch die Eltern lehnen das Vorhaben ab und sprechen sich für die Beibehaltung des Schulortes Langenstein für alle Kinder aus. Als Argumente werden das Vorhandensein eines frisch renovierten Klassenraumes für jeden Jahrgang, die Lage der Schule im Grünen mit großem Freigelände, das Angebot eines Legasthenie Kurses und die eindeutige christliche Erziehung, unterstützt durch die beiden Kirchen im protestantischen und katholischen (Franziskaner aus Kirchhain) Religionsunterricht genannt. Auch die Schulbusbeförderung funktioniere reibungslos.
Neue Lehrmittel prägen den Unterrichtsalltag. 1975 erhält die Schule Magnettafeln und einen Overheadprojektor, Schwimmunterricht wird für die 4. Klassen in Kirchhain eingeführt. Der Verkehrsunterricht wird intensiviert und mit einer Radfahrprüfung abgeschlossen. Mit der Vorbereitung und Durchführung der jährlichen Bundesjugendspielen wird die sportliche Fitness verbessert. Die Langensteiner Schülerinnen und Schüler kämpfen erfolgreich in den Fußballturnieren der Grundschulen und belegen bei den Bundesjugendspielen 1981/82 auf Kreisebene den 1. Platz.
Das Schulhaus wird 1976 erweitert durch einen Anbau des sog. „Jugendheimes“. Dies hat den Vorteil, dass in Zukunft die Klassenräume nicht mehr für Feiern der kirchlichen und politischen Gemeinde benutzt werden müssen. In weiteren Baumaßnahmen werden 1979 Renovierungen durchgeführt und das ehemalige Jugendheim 1981 das Dorfgemeinschaftshaus eingeweiht.
Das Kollegium verändert sich durch die Pensionierung 1979/80 von Schulleiter Herbert Polenz. Die erste Hälfte der 70er Jahre ist – wie überall in Deutschland – durch einen Lehrermangel geprägt. Langensteiner Lehrer müssen 1976 in Amöneburg aushelfen, obwohl 116 Kinder im Ort beschult werden müssen. Dies ändert sich rasch, der berühmte Pillenknick (Antibabypille) führt zu einer sinkenden Schülerzahl. Nur noch 85 Kinder werden 1980 an die neu eingerichtete Schulaufsichtsverwaltung im Schulamt Marburg-Biedenkopf gemeldet.

Schulchronik der Grundschule Langenstein 1982 bis April 2008 und heute

Die 110 Seiten der Schulchronik der Jahre 1982 bis 2008 sind reich mit Fotos bebildert und mit Zeitungsartikeln der Oberhessischen Presse zu Projekten, Aktionen, Ereignissen der Schule ausgestattet. Sorgfältig werden für die einzelnen Schuljahre die Schülerzahlen aufgelistet: 1982 besuchen insgesamt 86 Kinder die Grundschule. Die Zahl klettert auf 105 in 2005 und sinkt dann wieder auf 74 in 2022 ab.
Ein Schwerpunkt der Dokumentation liegt in der Beschreibung der ständigen Reparaturarbeiten (Dach, Heizung, Installation usw…) am Schulhaus, so beispielsweise im kalten Winter 1987 die Frostschäden im Toilettenbereich. Die Klassenräume werden neu ausgestattet, das Schulhaus erweitert. Leider häufen sich Sachbeschädigungen und Schmierereien, deren Beseitigung erhebliche Kosten verursachen.
1984 wird mit dem Bau der Kleinsporthalle begonnen, im Mai (16.05.1984) ist Richtfest und im Dezember (17.12.1984) erfolgt schon die Einweihungsfeier. Damit steht nun allen Klassen auch bei schlechtem Wetter eine Sporthalle mit Geräten zur Verfügung, die auch von den Vereinen des Dorfes genutzt wird. Im Oktober 1987 wird der Sportplatz verschönert, Sandsteinmauern und Terrassen angelegt, sodass eine kleine Arena entsteht. Den Schulhof gestalten 1989 Lehrer und Hausmeister gemeinsam neu unter anderem mit dem Aufmalen von Spielfeldern; so wird das Langensteiner „Olli-Spiel“ in den Pausen der Renner. Klassenfeste, Abschlussfeste, Verabschiedungen von Lehrern (11.07.84 Verabschiedung Frau Kneißl) – die Schule bietet Raum für fröhliche gemeinsame Veranstaltungen. Seit 1987 bietet die Grundschule Sprachheilunterricht an. Für die Versorgung der Kinder mit gesunder Milch erhält die Schule 1983 eine Auszeichnung, aber 1990 wird der Verkauf von Schulmilch wieder eingestellt. Die Firma Schwälbchen Molkerei geht an Firma „Südmilch GmbH“ über, die die Preise erhöht und die Lieferung im gleichen Monat einstellt.
Immer wieder feiert die Grundschule sportliche Erfolge. 1988 gewinnt sie in der Dreikampfmannschaftswertung den ersten Platz, 1992 siegt sie im Grundschülerfußballturnier in Kirchhain, ebenso in 1995. Seit 1989 gehört der Schwimmunterricht für die vierten Klassen wieder zum normalen Sportangebot.
Zum festen Kulturprogramm gehören seit 1984 die jährlichen Fahrten im Dezember zur Weihnachtsvorstellung des Landestheaters in Marburg und Besuche der Holsteiner Puppenbühne in der Schule.
Die Weltpolitik wirkt sich auch in der Langensteiner Grundschule aus. Nach dem Atomunglück in Tschernobyl am 26.04.1986 weist der Landkreis als Schulträger die Schulen an, die Kinder am Betreten von Rasenflächen zu hindern. Verboten ist es auch im Sandkasten zu spielen, den Sportplatz und die Sprunggrube zu nutzen. Der Fall der Mauer findet ebenfalls Beachtung in der Schulchronik. Sie vermerkt auf S. 22: „Am 9.November 1989 beendigen die Bewohner der Deutschen Demokratischen Republik ihre Diktatur durch die Kommunisten. Ohne Blutvergießen erkämpft sich das Volk der DDR seine Freiheit“. Nach dem Ende des Zweiten Golfkrieges (02.08.1990 – 05.03.91) wird im Mai der Verkehrsunterricht in Stadtallendorf für die Grundschüler wieder aufgenommen; er war aufgrund des Golfkrieges eingestellt worden, da die Polizisten im Objektschutz eingesetzt waren.
Die schon lange verfolgten Pläne einen eigenen Kindergarten für Langenstein auf dem Nachbargrundstück neben dem Schulhof zu errichten, nähern sich 1994 der Verwirklichung. So wird das Zentrum im Dorf, mit Schule, mit dem Dorfgemeinschaftshaus und seiner Bibliothek, den Räumen für die Vereine und den Ortsvorsteher erweitert. Der Kindergartenbau startet 1995, am 09.06. wird Richtfest gefeiert und ein Jahr später am 14.01.1996 die Einweihung. Der Schulhof wird umgestaltet, für die Pausen wird eine Tischtennisplatte aufgestellt. Ungelöst bis heute bleibt die Frage einer Verkehrsberuhigung für die Luchgasse und damit die Sicherung des Schulweges für die Kinder.
In den 90er Jahren bringt das Neue Hessische Schulgesetz eine Ausweitung der Mitbestimmungsrechte für die Mitglieder der Schulgemeinde. 1993 wird die Schulkonferenz der Grundschule Langenstein installiert. Sie besteht aus sieben Mitgliedern, drei gewählten Elternvertreter, drei aus dem Lehrerkollegium und der/die Schulleiter/in. In ihrer konstituierenden Sitzung am 02.03.94 wird beschlossen, zu allen Sitzungen die Mitglieder des Elternbeirates und der Gesamtkonferenz einzuladen, um möglichst viele aus der Schulgemeinde in Entwicklungsprozesse einzubinden. So schlagen die Eltern 1994 die Einrichtung einer betreuten Grundschule in Langenstein vor und setzen sich dafür ein.
Die Abschaffung der Förderstufe für alle Kinder in Kirchhain durch Beschluss der Gesamtkonferenz der Gesamtschule Kirchhain am 08.06.94 bedeutet für das Kollegium in Langenstein eine Neuausrichtung. Zum Ende der Grundschulzeit legt nun wieder eine Empfehlung den weiteren Bildungsweg vorläufig fest. Ab 1996 entwickelt sich das pädagogische Angebot für den Schulalltag weiter durch vermehrte Arbeit in Projektwochen, eine neue Pausenordnung, die Erarbeitung und Aufführung von Musicals (1999, 2003), ein neues jahrgangsübergreifendes Angebot für die Klassen 3 und 4. Ständige Highlights im Schulalltag bilden die Bundesjugendspiele, die Klassenfahrten der 4. Klasse, das Kreissportfest, der Spaziergang mit den Vorschulkindern, sowie Wandertage und Klassenfeste.
Am 30.09.1996 gründen Eltern den Verein der Freunde und Förderer der Grundschule Langenstein. Sie organisieren zahlreiche Angebote für die Schule, gestalten und renovieren das Schulhaus und den Schulhof. Ab diesem Jahr bieten sie einen Kreativmarkt (23.11.1996, 2001) an, im Folgejahr bemalen sie das Toilettenhaus, 1998 helfen sie beim Schulfest, am 22.11.1999 organisiert der Förderverein einen Flohmarkt und streicht den Eingangsbereich der Schule; auf dem Schulhof wird ein Klettergerüst gebaut, der Förderverein finanziert Betreuung bis 14.00 Uhr und organisiert Filmnachmittage.
Der Grundschule gelingt es im Schuljahr 1999/2000 erstmals eine fast 100% Unterrichtsabdeckung zu erreichen. Am Tag der Offenen Tür in 2000 wirbt der Förderverein für das Konzept einer Ganztagsbetreuung. Voraussetzung ist ein Umbau der Schule, um das Nachmittagsangebot sinnvoll zu gestalten und ein Mittagessen anzubieten. 2001 gelingt bereits die Umsetzung des Konzeptes mit der Einweihung der neu gestalteten Räume. Dazu gehört ein kleiner Anbau an der Sporthalle und 2003 die Ausstattung mit Computern. 2004 feiert die Grundschule Langenstein ihr 50jähriges Bestehen im Haus an der Luchgasse mit einer Musicalaufführung „Der Traumzauberbaum“ und einem Film zu den 50 Jahren im Schulhaus am alten Sportplatz.
Die Schulgeschichte des Dorfes Langenstein umfasst mehr als 450 Jahre; die Veränderungen der Gesellschaft, der Bildungsideale und der Schulstruktur zeigt sie beispielhaft auf. Die Entwicklung der Dorfgemeinschaft und der Schule sind engstens verknüpft, sie bedingen sich gegenseitig und zeigen wie wichtig eine Schule im und für das Dorf ist. Aus der Obrigkeitsschule, die von Kirche und Staat strengstens kontrolliert wird, entwickelt sich eine Institution, die allen Beteiligten Partizipationsmöglichkeiten bietet. Eltern, Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, die Ortsgemeinde und ihre Vertreter stehen nun in einem demokratischen Austausch und gestalten gemeinsam einen Dialog; die Schule ist nun ein Symbol gelebter Gemeinsamkeit in Langenstein.

Schulchronik

Die Seiten der Schulchronik wurden eingescannt und können unter den folgenden Links geöffnet werden. Aufgrund der Größe der Bilder wurde die Chronik in drei Dateien unterteilt

Quellenangaben

  • Bildung, Kunst und Kultur in Hessen, Handbuch der Hessischen Geschichte, Bd. 2, Bildung, Kunst und Kultur in Hessen. 1806-1945. Hrsg. Winfried Speitkamp. Marburg 2010, Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen, Bd. 63,2
  • Bildungspolitik in Preußen zur Zeit des Kaiserreiches. Hrsg. Peter Baumgart. Stuttgart 1980, Bd. 1 aus: Preußen in der Geschichte
  • Bremen, von E. Die Preußische Volksschule. Gesetze und Verordnungen inclusive Erläuterungen. Stuttgart 1905
  • Datenhandbuch zur Deutschen Bildungsgeschichte. Bd. 3 Differenzierung und Integration der niederen Schulen in Deutschland 1800-1945. Göttingen 2016, darin: Carina Oelerich-Sprung. Zur Geschichte des Schulwesens in Hessen. S. 485-496
  • Festschrift mit Dorfchronik. Anlässlich des 125-jährigen Bestehens des MGV 1876 „Frohsinn“ Langenstein e.V. von 2001
  • Hessisches Staatsarchiv Marburg, HStAM Bestand 166 Nr. 2475 Evangelische Schule zu Langenstein/ Visitationsberichte
  • Hessisches Staatsarchiv Marburg, HStAM Bestand 19, e 568/1 (Visitation der Schule Innerer Zustand 1832-1866) und 19, e 568/2 (Visitation der Schule Äußerer Zustand 1832-1866)
  • Hessisches Staatsarchiv Marburg Bestand 166, Nr. 6166 Schulhaus Langenstein 1885-1934
  • Kesper-Biermann. Staat und Schule in Kurhessen 1813-1866. Göttingen 2001
  • Kesper-Biermann, Sylvia. Eltern und Lehrer auf dem Lande. Konflikte in kurhessischen Elementarschulen des 19. Jahrhunderts. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Bd. 46, 1996, S. 213-235
  • Kimpel, Heinrich Theodor. Geschichte des hessischen Volksschulwesens im 19. Jahrhundert. 2 Bd. Kassel 1900
  • Lundgreen, Peter. Sozialgeschichte der deutschen Schule im Überblick. Teil I: 1770-1918. Göttingen 1980
  • Quehl. Verordnungen betreffend das Volksschulwesen im Regierungsbezirk Cassel. Leipzig 1910
  • Schlung, Franz H. Sozialgeschichte des Schulwesens in Hessen-Kassel. Kassel 1987
  • Schulchroniken von Langenstein, 1876 bis 2008, aufbewahrt im Schulgebäude der heutigen Grundschule; aus ihr stammen auch die Zitate in den Überschriften
  • Schulchroniken von Emsdorf, aufbewahrt im Schulgebäude der heutigen Grundschule Langenstein
  • Wachter, Alexander. Dorfschule zwischen Pastor und Schulmeister. Frankfurt 2001
  • Wolf, W. Die Entwicklung des Unterrichtswesens in Hessen-Cassel vom 8. bis zum 19. Jahrhundert. Cassel 1911